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WAS ZÄHLT – IM BLICK.

11. November 2025

US-Senat macht den Weg frei für Übergangshaushalt

Der US-Senat stimmte am gestrigen Montag für den Gesetzesentwurf zu einem Übergangshaushalt, mit dem der Regierungsstillstand in den USA zumindest bis Ende Januar aufgehoben werden könnte (10.11.2025 Hoffnung auf baldiges Ende des US-Shutdowns wächst). Der Entwurf erhielt ein "Ja" von 60 Senatoren, während 40 Senatoren gegen den Übergangshaushalt stimmten.

Damit geht der Entwurf nun noch einmal an das Repräsentantenhaus, wo am morgigen Mittwoch darüber abgestimmt werden könnte, bevor Präsident Trump dem Übergangshaushalt noch zustimmen müsste. Dieser hatte allerdings bereits angegeben, dass er den Entwurf für den Übergangshaushalt für "sehr gut" hält. Ein - wenn auch vorübergehendes - Ende des Shutdowns der US-Regierung würde den Ölfutures bullishe Impulse geben, da die Konjunktur und die Ölnachfrage der USA davon profitieren würden.

Obwohl sich an den Öffnungszeiten der US-Börsen am heutigen Feiertag zu Ehren der amerikanischen Kriegsveteranen nichts ändert, könnte das Handelsvolumen etwas geringer sein als üblich. Die aktiven Händler werden unterdessen weiter versuchen, die bearishe Aussicht auf ein Überangebot gegen die bullishen Faktoren abzuwägen.

Letztere wurden gestern und heute ergänzt durch die zunehmende Wahrscheinlichkeit, dass der Shutdown der US-Regierung bald zu Ende sein wird. Nachdem der Senat dem Entwurf für einen Übergangshaushalt gestern noch zustimmte, muss nun das Repräsentantenhaus den Entwurf noch absegnen, bevor Präsident Trump den Übergangshaushalt schließlich unterschreiben kann.

Auch die Force Majeure, auf die sich der russische Ölkonzern Lukoil aufgrund der westlichen Sanktionen seit gestern Berichten zufolge bei Rohöl bezieht, das am irakischen West Qurna-2 Ölfeld gefördert wird, gibt den Ölfutures Auftrieb. Die Sorge vor größeren Ausfällen des russischen Ölangebots nahmen durch die Meldung zu. Dennoch rechnen weiterhin viele Analysten und Marktteilnehmer mit einem Überangebot.

"Da die OPEC-Produktionssteigerungen weiter voranschreiten, nimmt die globale Ölbilanz auf der Angebotsseite eine zunehmend bearishe Richtung an, während die Nachfrage weiterhin rückläufig ist, und zwar in Verbindung mit einem verlangsamten Wirtschaftswachstum in den wichtigsten ölverbrauchenden Ländern", meinen beispielsweise die Analysten des Energieberatungsunternehmens Ritterbusch and Associates in einer Mitteilung. Die Ausprägung des Überangebots hängt laut Ritterbusch and Associates unter anderem davon ab, inwieweit die Volksrepublik weiterhin russisches Öl bezieht, um damit die eigenen strategischen Reserven aufzustocken und ob Indien tatsächlich - wie von den USA gefordert - vorerst auf den Kauf russischen Öls zu verzichten.

Die aktuellen Monatsberichte von OPEC, EIA und IEA, die am Mittwoch bzw. Donnerstag erscheinen, dürften den Ölmärkten diese Woche weitere Impulse geben. Die IEA dürfte dabei wohl wieder ein umfangreiches Überangebot für 2026 prognostizieren, allerdings könnte dieses angesichts der für das erste Quartal angekündigten Pause bei der Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen der OPEC+ diesmal geringer ausfallen als noch in der Prognose von Oktober (+4,0 Mio. B/T).

10. November 2025

Hoffnung auf baldiges Ende des US-Shutdowns wächst

Nachdem der Shutdown der aktuelle US-Regierung nun schon so lange andauert wie kein anderer zuvor, gab es nun Schritte in Richtung einer Beendigung des teilweisen Stillstands. So stimmten die Republikaner und Demokraten des Senats in der Nacht zum Montag dafür, über einen Entwurf des Repräsentantenhauses für einen Übergangshaushalt weiter zu prüfen. Dieser Entwurf würde zumindest bis zum 30. Januar die Finanzierung der Regierungsgeschäfte ermöglichen.

Bereits seit Anfang Oktober steht ein Teil dieser Geschäfte wegen des Streits der Republikaner und Demokraten im Kongress über den US-Staatshaushalt nun schon still. Sollte der Senat den Entwurf für den Übergangshaushalt heute tatsächlich genehmigen, müsste er noch einmal vom Repräsentantenhaus gebilligt werden. Allerdings müssen alle Senatoren dem Entwurf zustimmen, sodass sich die Beendigung des Shutdowns trotz des jüngsten Fortschritts noch einige Tage hinziehen könnte. Auch ist nicht gesagt, dass das Repräsentantenhaus den Entwurf dann sofort billigt, da dieser nicht die von den Demokraten geforderte Verlängerung der Zuschüsse zu den Krankenkassenbeiträgen enthält.

In der vergangenen Woche gaben die Rohölpreise an ICE und NYMEX erneut nach, wobei WTI am Freitag auch wieder unterhalb der psychologisch wichtigen 60 Dollar-Marke schloss. Über diese kletterte der amerikanische Rohölkontrakt heute Morgen wieder zurück. Rückenwind erhielt er - wie auch die übrigen Kontrakte - durch die zunehmenden Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Regierungs-Shutdowns in den USA, nachdem der Senat dafür gestimmt hatte, die Debatte über einen vorübergehenden Haushaltsentwurf zu debattieren.
"Die bevorstehende Wiedereröffnung [der US-Regierung; Anm. d. Red.] ist ein willkommener Impuls, da sie die Gehälter von 800.000 Bundesangestellten wiederherstellt und wichtige Programme wieder aufnimmt, was das Verbrauchervertrauen, die Wirtschaftstätigkeit und die Konsumausgaben ankurbeln wird", kommentiert Analyst Tony Sycamore von IG die jüngsten Meldungen aus den USA. Seiner Ansicht nach dürfte dies die Risikofreude an den Märkten allgemein steigen lassen und den Preis von WTI in Richtung 62 Dollar zurückschicken.

Wie das US-Energieministerium die weitere Preisentwicklung von WTI und Brent eingeschätzt wird sich am Mittwochabend zeigen, wenn die EIA ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlicht. Aufgrund des morgigen US-Feiertags Veterans Day erscheint der Bericht diese Woche einen Tag später als üblich. Die Börsenöffnungszeiten ändern sich durch den Feiertag allerdings nicht.
Bereits am Mittwochnachmittag steht der nächste Monatsbericht der OPEC auf der Agenda. Dieser wird die Produktionsdaten der Organisation von Oktober beinhalten. Ersten Schätzungen zufolge dürften die Fördermengen der OPEC selbst im vergangenen Monat um nur +50.000 B/T zugenommen haben. Wie sich die Produktion der nicht-OPEC-Länder entwickelt hat, die dem OPEC+ Bündnis angehören, wird der Bericht ebenfalls zeigen. Die acht Länder der Allianz, die ihre Produktion seit Anfang 2024 zusätzlich über die Vorgaben hinaus gedrosselt haben, wollten diese Zusatzkürzungen im Oktober um 137.000 B/T zurückfahren.
Auch für November und Dezember ist eine Lockerung der Zusatzkürzungen in dieser Größenordnung geplant, bevor man die Lockerungen im ersten Quartal 2026 dann vorübergehend aussetzen will. Der Monatsbericht der IEA, der am Donnerstag erscheinen wird, dürfte vermutlich aber dennoch ein umfangreiches Überangebot für 2026 in Aussicht stellen. Die Behörde mit Sitz in Paris veröffentlicht meist die bearishsten Prognosen und rechnete für das kommende Jahr im Oktober noch mit einem Angebotsüberschuss von 4,0 Mio. B/T.
Davon abgesehen werden die Marktteilnehmer auch weiterhin die Auswirkungen der Sanktionen des Westens auf das russische Ölangebot im Auge behalten. Gleiches gilt für die Schäden, die Drohnenangriffe der Ukraine an der russischen Ölinfrastruktur anrichten. Vergangene Woche waren bei diesen Angriffen wieder wichtige russische Raffinerien getroffen worden.

7. November 2025

Gunvor zieht Übernahmeangebot für Lukoil zurück

Anfang der Woche klang es noch nach einem Done Deal, doch nun hat das internationale Handelsunternehmen Gunvor sein Übernahmeangebot an die russische Lukoil zurückgezogen. Zuvor hatte das US Finanzministerium den Konzern als Marionette Russlands bezeichnet und signalisiert, den Deal nicht akzeptieren zu wollen.

Ursprünglich hatte die Gunvor geplant, die internationalen Anteile des sanktionierten russischen Konzerns zu übernehmen. Lukoil hatte auch schon zugestimmt, alles schien in trockenen Tüchern (04.11.2025 Sanktionen stoppen russisches Öl nicht Gunvor sichert sich Lukoil Anteile). Allerdings fehlten noch einige internationale Lizenzen, darunter auch die Zustimmung der US Behörden, da nur das US Finanzministerium Ausnahmen für Transaktionen im Zusammenhang mit den Sanktionen erteilen kann.

Doch das Signal aus Washington war deutlich. Das Finanzministerium machte über einen Social Media Post auf der Plattform X deutlich, dass es dazu nicht kommen werde: Präsident Trump hat deutlich gemacht, dass der Krieg sofort beendet werden muss. Solange Putin die sinnlosen Tötungen fortsetzt, wird Gunvor, die Marionette des Kremls, niemals eine Lizenz erhalten, um zu operieren und Gewinne zu erzielen. Gunvor Unternehmenssprecher Seth Pietras wies die Vorwürfe als irreführend zurück, gab aber auch bekannt, das Übernahmeangebot zurückgezogen zu haben.

Die Lage am Ölmarkt bleibt auch zum Ende der Woche verzwickt. Im Spannungsfeld aus widerstreitenden fundamentalen Faktoren überwiegt für die Ölfutures die Volatilität, auch wenn aktuell alles nach einem weiteren Wochenverlust für Brent und WTI aussieht.
Das wichtigste Thema ist und bleibt dabei die Angebotsentwicklung, vor allem im nächsten Jahr. Zwar scheint der Konsens weiterhin, dass es eine Form der Überversorgung geben wird, wie stark diese jedoch ausfällt, darüber herrscht alles andere als Einigkeit.
So ging die IEA noch in ihrem letzten Monatsbericht von bis zu 4 Mio. B/T Überschuss aus. Doch mit der Pause der OPEC+ im ersten Quartal und den strengen Russland Sanktionen könnte diese Menge, ja nachdem , wen man fragt, auch gerade einmal bei knapp 200.000 B/T liegen (31.10.2025 Analysten korrigieren Preiserwartungen geringfügig nach oben).
Und hier zeigt sich das Problem, dass die Marktteilnehmer aktuell haben. Das Marktumfeld ist geprägt von zahlreichen Faktoren, die kaum, oder nur schwer einzuschätzen sind. Allein die Handelspolitik Donald Trumps, der nicht gerade für eine besonnenen, faktenbasierten Entscheidungen bekannt ist, bleibt ein kaum kalkulierbarer Risikofaktor für die Märkte.

Ähnliches gilt für die OPEC+ Förderpolitik, denn wo man sich gerade daran gewöhnt hatte, dass die Gruppe monatlich die Fördermengen hochschraubt, hat sie nun erst einmal wieder eine Pause beschlossen. Die maximale Flexibilität, mit der die OPEC+ auf Marktentwicklungen reagiert, mag für die Mitgliedsländer von Vorteil sein, für die Anleger an den Ölbörsen ist sie ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
Und so versuchen die Marktteilnehmer im Grunde schon seit Monaten, eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten zu lösen. Mit dutzenden Einflussfaktoren, die sich zudem alle gegenseitig unterschiedlich beeinflussen können, sind belastbare Prognosen für die Zukunft kaum möglich doch auf genau diese ist man am Futures Markt eigentlich angewiesen.
Insgesamt lässt sich damit für die aktuelle fundamentale Lage vor allem eins sagen: Es bleibt volatil. Am Markt sind sowohl bullishe, als auch bearishe Kräfte am Werk, die abwechselnd ins Rampenlicht treten und die Kurse in die eine oder andere Richtung bewegen. Das eine, klare Richtungssignal bleibt dabei wohl auch heute erst einmal aus, so dass wir die Situation erneut als neutral einstufen

6. November 2025

Saudi Aramco senkt Dezember-Preise für Käufer aus Asien

Der grösste Ölkonzern der Welt, die saudische Aramco, hat gestern die Preise für Lieferungen nach Asien im Dezember deutlich gesenkt. Die Entscheidung folgt nur wenige Tage, nachdem die OPEC+ angekündigt hat, ihre Förderanhebung Anfang 2026 erst einmal auszusetzen. Der Markt interpretiert die Preissenkung heute als Reaktion auf einen gut versorgten Markt und eine rückläufige Nachfrage.

Während die Dezember-Preise der Aramco, die sogenannten Original Selling Prices (OSPs), für den europäischen Raum unverändert blieben (06.11.2025 Saudi-Arabien lässt Preise für Dezember-Lieferungen nach Europa unverändert), wurden sie für den asiatischen Raum erstmals seit Oktober wieder gesenkt und zwar deutlich. So wurden hier die leichten Sorten um -1,20 Dollar, die schweren Sorten sogar um -1,40 Dollar gegenüber dem Vormonat vergünstigt. Asien, allen voran China, ist der der wichtigste Absatzmarkt für OPEC-Schwergewicht Saudi-Arabien, so dass die Preisgestaltung hier durchaus Aussagekraft hat.

Nach zwei Verlusttagen in Folge und dem gestern markierten tiefsten Settlement seit zwei Wochen stabilisieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute zunächst wieder. Die Marktteilnehmer bewerteten dabei sowohl die jüngsten Preisnachlässe des OPE-Schwergewichtes Saudi Arabien, als auch den stärksten Anstieg der US-Rohölvorräte seit Juli

Die staatliche Ölgesellschaft Saudi-Arabiens, Aramco, hatte gestern Nacht die Dezember Preise für seinen wichtigsten Absatzmarkt Asien gesenkt ein Schritt, der zwar ein bearishes Signal sendet, der jedoch auch weitgehend den Markterwartungen entsprach und somit zumindest teilweise auch schon eingepreist sein dürfte. Gleichzeitig meldete die US-Energiebehörde DOE gestern einen Anstieg der landesweiten Rohölbestände um +5,2 Mio. Barrel und gab damit bei Roh-öl einen klar bearishen Impuls.

Zwar enthielt der DOE-Bericht durchaus auch bullishe Elemente, und auch die Auswirkungen der Russland-Sanktionen und die nicht abreissenden ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Infrastruktur bleiben ein Thema am Markt. Doch insgesamt scheint doch die Aussicht auf schwächere Nachfrage bei gleichzeitig steigender Angebotsmenge die Überhand zu behalten.

Immerhin ist der Brent-Preis unter diesen bearishen Voraussetzungen seit Jahresbeginn um fast 15% gefallen. Vor allem die neue OPEC+ Förderstrategie und die gleichzeitig steigenden Produktionsmengen aus Nicht OPEC+-Ländern (wie etwa USA, Kanada oder Brasilien) haben schon früh im Jahr zu Prognosen einer deutlichen Angebotsschwemme geführt. Laut IEA könnte diese 2026 bis zu 4 Mio. B/T betragen, andere Experten rechnen mit immer noch sehr umfangreichen 2 Mio. B/T.

Der Abwärtsdruck dürfte im aktuellen Marktumfeld bestehen bleiben, da die Sorge um ein Überangebot anhält, kommentiert Kim Kwangrae, Rohstoffanalyst bei Samsung Futures in Seoul. Im Bezug auf die Preissenkung der Aramco fügt er an, dass diese im Rahmen der Erwartungen liege und offenbar darauf ausgerichtet sei, Marktanteile zu sichern.

Kwangrae steht nicht allein mit seiner Meinung, dass die Preise unter Druck bleiben dürften. Auch die Analysten von Capital Economics rechnen mit weiter fallenden Preisen. Wir gehen davon aus, dass der Abwärtsdruck auf die Ölpreise anhält und unsere unter dem Konsens liegenden Prognosen von 60 Dollar pro Barrel bis Ende 2025 sowie 50 Dollar bis Ende 2026 stützt, heisst es in einer Analyse des Finanzinstituts.

4. November 2025

Abermals sinkende Rheinfrachten auf gesamter Strecke

Die Frachtraten wurden heute, wie schon bereits zu Wochenbeginn, nochmals auf gesamter Strecke nach unten angepasst. Der, was die Nachfrage angeht, schwache Wochenauftakt und die sich perspektivisch normalisierenden Rheinpegel belasten die Preise.

Die Ankündigung, dass die Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht OPEC+-Ländern im ersten Quartal 2026 zunächst ausgesetzt werden würden, wurde von den Marktteilnehmern zum Wochenbeginn unterschiedlich interpretiert. Während die einen in Reaktion auf den Beschluss ihre Preiserwartungen nach oben korrigierten, sahen andere die Entscheidung der sogenannten OPEC8+ als Signal für eine gewisse Sorge der Produzenten über die Entwicklung der Nachfrage.

Aus Kreisen der OPEC+ hieß es nun, der russische Vize-Premier, Energiebeauftragte und Ex-Energieminister Alexander Nowak habe bei der Videokonferenz der acht Länder am Sonntag für die Pause bei den Produktionssteigerungen plädiert. Demnach ist sich Moskau offenbar nicht sicher, inwieweit es sein Angebot angesichts der jüngsten Sanktionen der USA und der EU noch steigern kann. Der saisonale Aspekt (der im ersten Quartal eines Jahres üblicherweise eher schwachen Nachfrage), der in der Pressemitteilung zur Videokonferenz von Sonntag als Grund für die Pause der Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen genannt wurde, dürfte Nowak bei seiner Argumentation sehr gelegen gekommen zu sein.

Die Analystin Helima Croft von RBC Capital verweist zudem auf den Aspekt der Reservekapazitäten und meint: "Die zusätzlichen Barrel, die im Dezember tatsächlich hinzukommen werden, werden deutlich geringer ausfallen als die Schlagzeilen vermuten lassen, da alle Produzenten – mit Ausnahme Saudi-Arabiens – im Wesentlichen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben".

Allerdings bleibt auch die Frage, wie sich die Produktion in den Ländern außerhalb der OPEC+ entwickeln wird. Die Rohölproduktion der USA baute den jüngsten monatlichen Daten der EIA zufolge im August das Rekordhoch von Juli noch aus und belief sich auf 13,8 Mio. B/T. Derweil sank die Nachfrage im Vergleich zum Juli-Niveau um -100.000 B/T und lag damit im August bei 20,9 Mio. B/T.

Wie sich Rohölproduktion und Nachfrage der USA in der vergangenen Woche entwickelt haben, wird der wöchentliche Ölmarktbericht des US-Energieministeriums (DOE) am morgigen Mittwoch zeigen. Der Bericht des API, der heute Nacht fällig ist, beinhaltet wie gewohnt nur Daten zu den Bestandsveränderungen. Da mittlerweile auch in den USA von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wurde, erscheinen die beiden Berichte in dieser Woche wieder zu den gewohnten Veröffentlichungszeiten - um 22:30 Uhr (API) bzw. um 16:30 Uhr (DOE).

3. November 2025

OPEC8+: Keine Produktionssteigerungen im 1. Quartal 2026

Die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 stärker als im Basisabkommen vereinbart drosseln, wollen ihre Zusatzkürzungen auch im Dezember noch einmal um 137.000 B/T lockern. Dies beschlossen die sogenannten OPEC8+ in ihrer jüngsten Videokonferenz am gestrigen Sonntag. Während die erneute Lockerung für Dezember bereits erwartet worden war, überraschten die acht Länder auch mit der Ansage, die Produktionssteigerungen im ersten Quartal 2026 auszusetzen.

"Aufgrund saisonaler Schwankungen beschlossen die acht Länder außerdem, die Produktionssteigerungen im Januar, Februar und März 2026 auszusetzen," hieß es in der zur gestrigen Sitzung auf der OPEC-Homepage erschienen Pressemitteilung zum Grund für die Pause bei der Rückführung der Zusatzkürzungen. Wie üblich will man die Marktbedingungen auch weiterhin genau im Auge behalten und vorsichtig sowie flexibel vorgehen, was die weitere Produktionsstrategie anbelangt - ob dies nun bedeute, dass man die Lockerungen noch länger pausieren lässt, oder dass man sie wiederaufnimmt.

Die beiden Rohölkontrakte verzeichneten sowohl in der vergangenen Handelswoche, als auch im vergangenen Monat einen Preisrückgang. Der bearishe Faktor des erwarteten Überangebots gewann im Oktober wieder die Oberhand über die geopolitischen Risikofaktoren, zumal mit dem Waffenstillstand im Gaza-Streifen ein Teil der Risikoprämie wieder ausgepreist wurde.

Im Hinblick auf die US-Sanktionen gegen Russland werden die Marktteilnehmer weiter abwarten müssen, um genauer abschätzen zu können, wie sich diese auf das russische Ölangebot auswirken werden. Derweil bleiben Angriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur ein Faktor, der die geopolitische Risikoprämie immer wieder stärker nach oben schnellen lassen kann.

Da sowohl die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland, als auch potenzielle Ausfälle aufgrund von ukrainischen Angriffen schwer absehbar sind, bleibt die weitere Entwicklung der Versorgungslage am weltweiten Ölmarkt mit zahlreichen Fragezeichen behaftet. "Es besteht große Unsicherheit hinsichtlich des Ausmaßes des Überangebots, da noch unklar ist, wie stark sich die jüngsten Sanktionen gegen Russland auf die Ölströme auswirken werden," meint dazu Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV in Singapur.

Derweil haben die acht OPEC+-Produzenten, die ihre Fördermengen auf freiwilliger Basis zusätzlich kürzen, am gestrigen Sonntag beschlossen, ihre freiwilligen Zusatzkürzungen im Dezember noch einmal um 137.000 B/T zu lockern. Danach wollen sie mit den Produktionssteigerungen saisonal bedingt allerdings erst einmal für ein Quartal aussetzen. Für gewöhnlich das erste Quartal eines Jahres aus saisonalen Gründen das Quartal mit dem niedrigsten Nachfrageniveau.

"Die Gruppe räumt damit ein, dass der Markt im nächsten Jahr mit einem erheblichen Überschuss konfrontiert sein wird, der zu Beginn des Jahres seinen Höhepunkt erreichen wird", kommentiert Patterson die angekündigte Pause der Produktionssteigerungen. Die jüngsten Konjunkturindikatoren aus China dürften die Sorgen der Marktteilnehmer hinsichtlich der Nachfrageentwicklung dabei nicht gerade mindern, denn der heute Morgen veröffentlichte Einkaufsmanagerindex signalisiert für Oktober ein nachlassendes Wachstum für die chinesische Industrie.

31. Oktober 2025

Kasachstans Öl Offensive: Kaschagan-Ölfeld soll ausgebaut werden

Kasachstan bleibt dabei, seine Ölproduktion unabhängig von OPEC+-Quoten ausbauen zu wollen. Nun prüft die kasachische Regierung offenbar gemeinsam mit ExxonMobil eine Ausweitung der Förderung im riesigen Kaschagan Ölfeld im Kaspischen Meer, die zusätzliche Produktionsmengen ermöglichen könnte.

Kaschagan zählt zu den größten und technisch anspruchsvollsten Förderprojekten der Welt. Trotz schwieriger geologischer Bedingungen hohem Druck, giftigem Schwefelwasserstoff und extremen Temperaturen – liefert das Feld schon jetzt rund 450.000 B/T. Mit dem geplanten Ausbau und neuen Gasaufbereitungsanlagen könnte die Produktion bis 2031 auf bis zu 700.000 B/T steigen. Insgesamt werden die Reserven auf rund 4,5 Mrd. Tonnen Öl geschätzt.

Mit dem heutigen Freitag geht auch der Oktober zu Ende und dürfte für die Ölpreise den dritten monatlichen Verlust in Folge bringen. Nach wie vor bleiben die vielen Unsicherheiten und unberechenbaren Faktoren wie etwa die Sanktionsauswirkungen oder die OPEC+ Förderpolitik brandheiße Marktthemen. Heute belasten zudem auch noch ein stärkerer Dollar und schwache Wirtschaftsdaten aus China.

Ein festerer US-Dollar dämpfte die Anlegerstimmung im gesamten Rohstoffsektor, erklären die Analysten bei der ANZ die heute Nacht einsetzende Abwärtsbewegung. Der Greenback hatte schon Mitte der Woche Auftrieb bekommen, nachdem die US-Notenbank Fed signalisiert hatte, im Dezember keine weitere Zinssenkung durchführen zu wollen. Mit der straffen Haltung der Fed, die gestern durch die deutlich entspanntere Zinspolitik der EZB noch einmal kontrastiert wurde, kletterte der Dollar gestern zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober.

Zusätzlich versetzten aktuelle Konjunkturdaten aus China der Marktstimmung heute einen Dämpfer, denn das Ver-arbeitende Gewerbe bleibt weiterhin unter Druck. So sank der entsprechende Einkaufsmanagerindex im Oktober recht deutlich und bleibt den siebten Monat in Folge unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten.

Damit steht es auch um die Konjunkturentwicklung (und daran geknüpft auch die Nachfrageentwicklung) in der Volksrepublik weiterhin nicht besonders gut. Es bleibt abzuwarten, ob sich die aktuelle Annäherung zwischen den USA und China und eine mögliche Beilegung des Handelsstreits und der Strafzölle in den kommenden Monaten positiv auswirken wird.

Unterdessen bleibt der Fokus am Ölmarkt auf der Angebotsentwicklung. Es wird erwartet, dass diese das Nachfragewachstum im nächsten Jahr übertreffen wird, da die OPEC+, aber auch große Nicht-OPEC-Produzenten ihre Förderung konsequent ausweiten, um sich Marktanteile zu sichern. Am Sonntag steht deswegen das nächste OPEC8+ Meeting auf dem Programm

Der Markt richtet nun den Blick auf das anstehende OPEC+-Treffen und die Diskussionen über die Förderpolitik, heißt es in einer Analyse von ANZ Research. Die US-Sanktionen gegen russische Ölunternehmen erhöhen das Risiko von Angebotsengpässen deutlich“, so die Experten weiter. Dies könne die Gruppe dazu veranlassen, eine weitere Ausweitung der Förderung um 137.000 B/T im Dezember zu beschließen.

30. Oktober 2025

Trump: Treffen mit Xi "fantastisch"

Nur etwa eineinhalb Stunden dauerte das Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping, das heute Morgen im südkoreanischen Busan stattfand. Eine gemeinsame Pressekonferenz nach der Zusammenkunft gab es nicht, laut Trump war das Treffen allerdings "fantastisch". So sollen die Zölle auf chinesische Waren, die die US-Regierung im Zusammenhang mit Fentanyl eingeführt hatte, mit sofortiger Wirkung halbiert werden, während China seine Exportkontrollen für Seltene Erden für mindestens ein Jahr aussetzen wolle.

Auf konkretere Informationen zu den Ergebnissen des Zweier-Gipfels scheint der Markt allerdings noch warten zu müssen. So ist beispielsweise unklar, was mit den übrigen Zöllen ist, die sich die USA und China im Frühjahr gegenseitig aufgebrummt hatten. Bis Ende des Monats sind diese noch ausgesetzt. Auch dürften die Marktteilnehmer gespannt sein, ob sich die beiden Präsidenten über die Importe Chinas an russischem Öl unterhalten haben, die Trump ein Dorn im Auge sind.

Die aktuelle Lage am Ölmarkt könnte man kurz und knapp mit dem Titel eines Herbert Grönemeyer Lieds zusammenfassen: "Es könnt' alles so einfach sein, ises aber nicht." So hatte sich zuletzt wieder Hoffnung breit gemacht, die USA und China könnten sich auf ein Handelsabkommen einigen, nachdem es zum Wochenbeginn hieß, es gebe diesbezüglich nun eine Rahmenvereinbarung. Detaillierte Informationen zu den Ergebnissen des mit Spannung erwarteten Treffens zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping heute Morgen lassen jedoch noch auf sich warten, sodass sich wohl zu bestätigen scheint, was im Vorfeld von Experten erwartet worden war. Nämlich, dass man von dem Treffen eher weitere "Babysteps" erwarten sollte, als ein umfassendes Handelsabkommen.

Am gestrigen Abend versetzten dann auch noch Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell den Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung im Dezember einen Dämpfer. Zwar beschloss der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) bei seiner Oktober-Sitzung eine Zinssenkung um 25 Basispunkte, was Konjunktur und Ölnachfrage neuen Schub geben dürfte, allerdings hatten die Marktteilnehmer diesen Schritt bereits im Vorfeld des jüngsten FOMC-Meetings bereits größtenteils eingepreist. Für Dezember rechneten sie ebenfalls schon fest mit einer weiteren Zinssitzung, diese ist jedoch laut Powell "alles andere als sicher".

Der Dollar stieg nach dieser Anmerkung gegenüber dem Euro deutlich an, was die in der US-Währung gehandelten Ölfutures für Käufer aus dem Euroraum teurer machte. Sollte der Dollar seine gestrigen Gewinne in den kommenden Wochen weiter ausbauen, würde dies die Ölpreise an ICE und NYMEX zusätzlich unter Druck setzen. Dieser könnte durch die nächste Entscheidung der OPEC8+ noch zunehmen, denn zuletzt hieß es, die acht Länder der OPEC+, die ihre Produktion seit Anfang 2024 freiwillig stärker drosseln, als eigentlich vereinbart, dürften diese Zusatzkürzungen auch im Dezember noch einmal um 137.000 B/T lockern. Die nächste Videokonferenz der acht Länder findet am 2. November statt.

"Der Handel bei Brent dürfte weiterhin volatil bleiben", prognostiziert daher Robert Rennie, Leiter der Rohstoff- und Kohlenstoffforschung bei der Westpac Banking Corp., und nannte als Gründe für seine Einschätzung auch die Sanktionen gegen russische Ölproduzenten. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass wir uns nun wieder in einer Handelsspanne von 60 bis 65 US-Dollar befinden, mit einem späteren Durchbruch unter 60 US-Dollar."

28. Oktober 2025

OPEC+: Förderanhebung wohl auch im Dezember

Die OPEC+ dürfte bei ihrem Treffen am Wochenende nach aktuellem Stand eine weitere moderate Ausweitung der Ölproduktion beschließen. Das berichteten gestern mehrere Delegierte aus dem Umfeld des Bündnisses.

Demnach dürfte bei der am Sonntag stattfindenden Videokonferenz der acht OPEC+ Länder, die aktuell noch freiwillig Förderkürzungen umsetzen, eine weitere Anhebung der Fördermengen um 137.000 B/T verabschiedet werden. Diese Menge entspricht der Anhebung, die auch schon für Oktober und November beschlossen worden war.

Nach zwei Verlusttagen in Folge stabilisieren sich die Rohölfutures an ICE und NYMEX heute. Der Fokus am Markt liegt dabei heute auf der OPEC+ und dem möglichen Handelsabkommen zwischen den USA und China, während die Marktteilnehmer auch weiterhin die Wirksamkeit der neuen Sanktionen gegen Russland abwägen.

Einem weiteren Preisauftrieb wirkt entgegen, dass die OPEC+ laut Insiderangaben im Dezember einen weiteren moderaten Förderanstieg um 137.000 B/T ins Auge fasst. Das Förderbündnis hatte seine Produktion mehrere Jahre teils massiv gedrosselt, um den Markt zu stabilisieren. Seit April werden die Kürzungen jedoch schrittweise wieder zurückgenommen, beginnend mit den freiwilligen Zusatzkürzungen, an denen sich acht der 23 Mitgliedsländer beteiligen.

Unterstützung erhalten die Preise hingegen durch die Aussicht auf Fortschritte im Handelsstreit zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt. US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping wollen sich am Donnerstag in Südkorea treffen. Dabei könnte offenbar ein neues Handelsabkommen finalisiert werden, auf dessen Rahmen sich die beiden Länder im Vorfeld geeinigt haben sollen (27.10.2025 China und USA einigen sich auf Rahmenvertrag im Handelsstreit).

Erst letzte Woche hatten die beiden Rohölfutures ihre größten Wochengewinne seit Juni verzeichnet, nachdem die USA erstmals in Trumps zweiter Amtszeit Sanktionen gegen Russland verhängt hatten, darunter Maßnahmen gegen die beiden größten Ölkonzerne Lukoil und Rosneft. Vor allem letztere hatten zuletzt auch im Inland für Unruhe gesorgt, da die deutsche Tochter der Rosneft nicht von den Sanktionen ausgenommen ist.

Das unter Treuhandverwaltung stehende Unternehmen ist aber nach wie vor Hauptanteilseigner der wichtigen PCK-Raffinerie in Schwedt, die für Berlin und Brandenburg von entscheidender Bedeutung ist, weshalb die Bundesregierung aktuell unter Hochdruck nach einer Ausnahmeregelung mit Washington sucht (24.10.2025 Trotz US-Sanktionen: Merz zuversichtlich bei Rosneft Deutschland). Möglicherweise könnte eine solche inzwischen gefunden sein, zumindest für eine erste Frist von sechs Monaten, die die US-Regierung Deutschland in Aussicht gestellt haben soll.

Für die globalen Ölmärkte markieren die Sanktionen eine „klare Verschiebung von Überangebotsängsten hin zu Störungsrisiken“, meint Charu Chanana, Chefstrategin bei Saxo Markets. „Dennoch könnte der Markt dies eher als kurzfristige geopolitische Prämie denn als nachhaltigen Preistreiber einstufen – sofern die Sanktionen nicht stärker greifen oder alternative Lieferungen ausbleiben.“

Dafür spricht, dass der Ölmarkt trotz der jüngsten Erholung auf den dritten Monatsverlust in Folge zusteuert. Befürchtungen über ein Überangebot lasten weiter auf den Preisen, da die OPEC+ und konkurrierende Förderländer ihre Kapazitäten hochfahren. Zudem spricht das Tauwetter im US-chinesischen Handelsstreit für eine stabilere Nachfrageerwartung, die ebenfalls bearish auf die Preise wirkt.

In diesem Zusammenhang dürften die Anleger auch auf die Fed-Zinsentscheidung warten, die morgen Abend ansteht. Laut der Markterwartung wird die US-Notenbank auch in diesem Monat wieder eine Zinssenkung veranlassen, die sich positiv auf die Konjunktur und damit auch auf die Ölnachfrage auswirken würde. Allerdings dürfte die Entscheidungsfindung für die Fed in diesem Monat schwieriger sein als sonst, da aufgrund des Regierungs-Shutdowns in den USA zahlreiche wichtige Datenveröffentlichungen ausgefallen sind – so etwa auch der für die Fed besonders wichtige Arbeitsmarktbericht.

Aus fundamentaler Sicht fällt unsere Einschätzung heute neutral aus, da kurzfristig bullishe Faktoren wie Handelsgespräche zwischen China und den USA oder auch die Russland-Sanktionen durch die weiterhin durch und durch bearishe Aussicht auf ein Überangebot ausgeglichen werden. In diese Kerbe schlägt heute vor allem die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Produktionsanhebung der OPEC+ im Dezember.

27. Oktober 2025

China und USA einigen sich auf Rahmenvertrag im Handelsstreit

In wenigen Tagen ist es so weit und der US-Präsident Donald Trump trifft seinen Amtskollegen Xi Jinping in Südkorea – ein mit großer Spannung erwartetes Zusammentreffen, könnte es doch vielleicht das Ende der Zollstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern bringen. Die Weichen dafür scheinen gelegt, denn sowohl aus Peking, als auch aus Washington hieß es am Sonntag, man sei zu einer vorläufigen Einigung gelangt.

Nach Abschluss der hochrangigen Vorverhandlungen in Malaysia bestätigte Li Chenggang, Vizesekretär im chinesischen Handelsministerium, beiden Seiten hätten einen einstweiligen Konsens zu Themen wie Exportkontrollen, Fentanyl und Schifffahrtsabgaben erzielt. Und auch US-Finanzminister Scott Bessent sprach von positiven Verhandlungen und erklärte Trumps Drohung von 100% Zöllen auf chinesische Waren sei „de facto vom Tisch“. Gleiches gelte wohl auch für ein Exportkontrollsystem für seltene Erden, das China angekündigt hatte.

Zum Start in die neue Woche sind die neuen Sanktionen gegen Russland wieder etwas in den Hintergrund gerückt. Stattdessen richtet sich der Fokus in dieser Woche auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China, nachdem am Wochenende offenbar der Rahmenvertrag für ein neues Handelsabkommen verabschiedet werden konnte.

Spitzenunterhändler beider Seiten erklärten, man habe sich in mehreren entscheidenden Punkten geeinigt und damit den Weg für ein Abkommen frei gemacht, das US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag finalisieren könnten. Da-mit schwinden Marktbefürchtungen, dass Strafzölle und Exportbeschränkungen zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt das globale Wirtschaftswachstum belasten könnten.

Ganz haben die Marktbeobachter die Sanktionen gegen Russland aber noch nicht abgeschüttelt. So meint etwa Marktanalyst Tony Sycamore von der IG, das positive Signal aus den Handelsgesprächen kompensiere Sorgen, Russland könne die jüngsten US-Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil unterlaufen, indem es größere Rabatte anbiete und Schattenflotten einsetze, um Käufer anzulocken. Und auch Yang An von Haitong Securities warnt, dass erneut Überangebotsrisiken entstehen könnten, sollten die Sanktionen weniger Wirkung zeigen als erwartet.

In der letzten Woche hatten sich die Ölpreise schlagartig von ihrem Fünfmonatstief erholt, als die USA die beiden größten russischen Energiekonzerne Lukoil und Rosneft auf die Sanktions-liste setzten. Brent legte in der Reaktion darauf fast 8 % zu. Allerdings bleibt die erwartete Angebotsschwemme in ihren erwarteten Auswirkungen so stark bearish, dass die Preisrally schon am Freitag ausgebremst wurde – zumal OPEC-Mitglied Kuwait an die enorme Reservekapazität des Förderbündnisses erinnerte, mit dem jede Angebotsknappheit aus Russland aus-geglichen werden könne.

„Die Hoffnung auf ein baldiges Handelsabkommen zwischen den USA und China ist positiv für die Stimmung in Bezug auf die Wirtschaft und die Ölnachfrage – und sie verstärkt heute Mor-gen die Risikoaufschläge im Zusammenhang mit Russland“, kommentiert Ölmarktexpertin Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights in Singapur. „Doch das Überangebot im Markt dürfte die Gewinne begrenzen. Brent könnte in seine frühere Komfortzone im hohen 60-Dollar-Bereich zurückkehren.“

Zu den wichtigen Marktfaktoren gesellt sich in dieser Woche neben Handelsstreits, Sanktionen und Angebotsüberschuss außerdem wieder die Zinspolitik, denn sowohl die Fed, als auch die EZB treffen sich in dieser Woche zum Zinsentscheid. Vor allem in den USA wartet man gespannt auf die Ergebnisse am Mittwochabend, da wahrscheinlich eine weitere Zinssenkung beschlossen wird. Sicher ist das allerdings nicht, denn die Fed hatte es diesmal wegen des US-Shutdowns nicht gerade leicht, eine fundierte Entscheidung zu treffen, da zahlreiche wichtige Statistiken, darunter auch die Arbeitsmarktdaten ausfielen.

24. Oktober 2025

Kuwait: OPEC+ bei Bedarf bereit für weitere Produktionssteigerungen

Die US-Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil sorgten am gestrigen Donnerstag für einen starken Preisanstieg an den Ölbörsen in Großbritannien und den USA. Allerdings zeigten sich bereits gestern einige Analysten skeptisch im Hinblick auf die Wirkungskraft der Sanktionen. Ein Grund dafür ist unter anderem die vorhandene Reserve-kapazität der OPEC. Die Organisation ist laut Aussagen Tariq Al Roumi, dem Ölministers von Kuwait, auch bereit, ihre Produktionsmengen weiter zu steigern, sollte dies im Zuge der neuen Russland Sanktionen nötig sein.

Ich gehe davon aus, dass jede Entscheidung, Sanktionen zu verhängen, sich sicherlich positiv auf die Preise auswirken wird, antwortete der Minister auf eine Frage von Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters. Al Roumi zufolge gebe es bereits Anzeichen dafür, dass sich die Nachfrage aufgrund der Sanktionen von russischem Öl zunehmen auf Öl aus der Golfregion bzw. dem Nahen Osten verschiebt.

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX steuern derzeit auf den stärksten Wochengewinn seit Anfang Juni zu. Zumindest auf kurze Sicht drängten sich in dieser Woche die geopolitischen Risiken wieder in den Vordergrund, wobei technische Faktoren den Preisanstieg begünstigten.
Während der Regierungs Shutdown in den USA andauerte, rückte der Fokus in dieser Woche wieder zunehmend auf die geopolitischen Risiken im Hinblick auf den Ukraine Krieg. So stützte bereits Anfang der Woche die Meldung über die Beeinträchtigung des Betriebs der Gasverarbeitungsanlage im russischen Orenburg, die auch zu einem Rückgang der Produktion an Kasachstans Ölfeld Karatschaganak führte.
Zudem drohten die USA Indien weiter mit einer Erhöhung der Strafzölle, sollte das Land seine Rohölimporte aus Russland nicht beenden. Mitte der Woche schwenkte die US Regierung dann um und verhängte direkte Sanktionen gegen Russland, nachdem Präsident Trump monatelang damit gedroht, konkrete Maßnahmen dann aber immer wieder vermieden hatte.
Allerdings bleibt die Frage, wie nachhaltig die US-Sanktionen zu denen gestern auch noch die Massnahmen aus dem 19. Sanktionspaket der EU hinzu kamen die Preise tatsächlich stützen werden. Da die OPEC über Reservekapazitäten verfügt, ist eine einseitige Erholung unwahrscheinlich, meint dazu der Analyst Satoru Yoshida von Rakuten Securities, dessen Einschätzung durch die Äusserungen des kuwaitischen Ölministers untermauert werden, welcher angab, dass die OPEC ihre Fördermengen bei Bedarf weiter steigern würde.
Yoshida weist ausserdem darauf hin, dass die Käufe, die die US Sanktionen und die damit einhergehenden Sorgen über eine mögliche knappe Versorgungslage auslösten, heute Morgen bereits wieder nachgelassen haben. Seiner Ansicht nach dürfte WTI in naher Zukunft innerhalb einer Spanne zwischen 60 und 70 Dollar gehandelt werden.
Bevor der nächste Produktionsbeschluss der OPEC8+ ansteht (2. November), werden kommende Woche aber erst einmal die beiden Zinssitzungen von EZB und Fed, sowie das Gespräch zwischen US Präsident Trump und Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping über die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China in den Fokus rücken. Weitere Zinssenkungen und Fortschritte im Handelsstreit zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt wären stützende Faktoren für die Ölpreise

23. Oktober 2025

USA verschärfen Russland-Sanktionen

Lange hatte der Markt darauf gewartet, nun hat die US-Regierung die direkten Sanktionen gegen Russland noch einmal verschärft. Damit will man Moskau weiter in die Enge treiben, was die Beendigung des Kriegs in der Ukraine betrifft. So wurden der staatliche russische Ölkonzern Rosneft PJSC und das Ölunternehmen Lukoil PJSC auf die Sanktionsliste gesetzt.
Das US-Finanzministerium begründete die Sanktionen in einer Erklärung am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung damit, dass "Russland sich nicht ernsthaft für einen Friedensprozess zur Beendigung des Krieges in der Ukraine engagiert". Bislang hatte US-Präsident Trump versucht, Russland über Sekundärzölle abzustrafen, indem er beispielsweise Indien Zölle für dessen Importe an russischem Öl aufbrummte und drohte, diese noch stärker anzuheben. Auch von Japan und China hatte Trump gefordert, die Energieimporte aus Russland zu beenden.

Nachdem sich die Trump-Regierung lange Zeit gelassen hatte, um weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, war es gestern soweit: Das US-Finanzministerium teilte mit, dass die beiden russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil auf die Sanktionsliste gesetzt worden seien. Bei den Rohölpreisen an den Ölbörsen führte dies zu einem Anstieg, im Zuge dessen WTI mittlerweile zum ersten Mal seit dem 10. Oktober wieder über 60 Dollar geklettert ist, während sich Brent der 65 Dollar-Marke nähert.

"Dies ist definitiv eine der bedeutenderen Maßnahmen, die die USA ergriffen haben, aber ich glaube, dass sie durch die weit verbreitete Nutzung illegaler Finanznetzwerke abgeschwächt werden", so die Einschätzung der Analystin Rachel Ziemba vom Center for a New American Security in Washington zur Wirkung der Sanktionen auf das russische Ölangebot. "China und Indien werden wahrscheinlich etwas weniger kaufen, aber es wird keinen plötzlichen Stopp für russisches Öl geben", fügt Ziemba hinzu.

Auch Thomas Graham, Fellow beim Council on Foreign Relations, ist nicht wirklich überzeugt, dass die Sanktionen Wirkung zeigen werden. "Wenn das Weiße Haus glaubt, dass dies zu einer radikalen Änderung des Verhaltens des Kremls oder der Politik Putins führen wird, macht es sich etwas vor – und ich glaube nicht, dass sie das tatsächlich glauben", meint Graham, der fortfährt: "Sanktionen wirken langsam, und der Kreml ist sehr gut darin, solche Sanktionen zu umgehen".

So bleibt abzuwarten, wie lange die neuen US-Sanktionen die Ölpreise an ICE und NYMEX stützen werden, zumal im Hinblick auf die kurzfristigen Ausfälle des kasachischen Ölangebots bereits gestern Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Fördermengen aufkamen. Davon abgesehen werden sich die Marktteilnehmer an ICE und NYMEX in den kommenden Tagen nicht allzu weit mit tatsächlichen Käufen aus dem Fenster lehnen wollen, stehen doch nächste Woche nicht nur das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping zum Thema Handel auf der Agenda, sondern auch die Zinssitzungen von EZB und Fed.

Zwar rechnet der Markt damit, dass die US-Notenbank die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken wird, kurz vor Bekanntgabe der Sitzungsergebnisse halten sich die Trader jedoch für gewöhnlich bedeckt, was risikoreichere Manöver anbelangt. Abgesehen davon stehen am morgigen Freitag zunächst noch die US-Inflationsdaten für September zur Veröffentlichung an, die für die Fed ein wichtiger Entscheidungsfaktor sind.
Für den ersten Sonntag im November ist dann auch schon die nächste Videokonferenz der acht OPEC+-Länder geplant, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis stärker gedrosselt haben als nötig. Da der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, im November nach Washington reisen will, wo er Medienberichten zufolge am 18. November im Weißen Haus mit US-Präsident Trump sprechen wird, ist durchaus denkbar, dass die OPEC8+ auch für Dezember eine weitere Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen ankündigen werden. Schließlich hat Trump bereits zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als Präsident von der OPEC(+) gefordert, die Produktion wieder zu erhöhen, um die Ölpreise sinken zu lassen.

22. Oktober 2025

US-Regierung will 1 Mio. Barrel Rohöl für strategische Reserven kaufen

Die Trump-Administration will mit dem Wiederauffüllen der Strategischen Reserven (SPR) der USA fortfahren. Nachdem der letzte Kauf von Rohöl für die Vorräte noch von der Biden-Regierung getätigt worden war, will die aktuelle Regierung unter Donald Trump nun 1 Mio. Barrel an Rohöl erwerben, hieß es am gestrigen Dienstag seitens des US-Energieministeriums (DOE).

Trump hatte Biden immer wieder dafür kritisiert, dass er Öl aus den strategischen Reserven freigegeben hatte. Letzterer hatte im April 2022, kurz nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine eine Menge an Rohöl aus den SPR freigegeben - teils für Verkäufe, teils als Leihgabe für US-Ölunternehmen -, die mit 180 Mio. Barrel so hoch war, wie in keiner Freigabe zuvor. Die Maßnahme sollte den Anstieg der Inflation eindämmen - besonders auch bei den Benzinpreisen für US-Endverbraucher. Ein Teil dieser Menge wurde in Kooperation mit der IEA auf den Markt gebracht. In der Rede zu seiner Amtseinführung im Januar hatte Trump angekündigt, er werde die SPR "bis oben hin" wieder auffüllen.

Während der Markt weiterhin gespannt ist, wie sich die nächste Verhandlungsrunde zwischen China und den USA zum Thema Handelsbeziehungen gestalten werden, gab es im Hinblick auf die Handelsgespräche zwischen Washington und Neu Delhi erneut Gerüchte über eine Annäherung. Davon abgesehen lieferten auch die Drosselung der kasachischen Ölförderung, die US-Ölbestandsdaten des API sowie die Ankündigung des US-Energieministeriums, mit dem Wiederauffüllen der strategischen Rohölbestände (SPR) der USA fortzufahren, zuletzt einzelne bullishe Impulse.

"Trotz der insgesamt pessimistischen Stimmung aufgrund des Überangebots an Öl und der schwachen Nachfrage besteht weiterhin das Risiko von Versorgungsunterbrechungen in Krisengebieten wie Russland, Venezuela, Kolumbien und dem Nahen Osten, wodurch ein Ölpreis unter 60 Dollar verhindert wird", meint Mukesh Sahdev, Gründer und CEO des Energieberatungsunternehmens XAnalysts, zur aktuellen Gemengelage.

Meldungen darüber, dass das geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und seinem russischen Amtskollegen Putin auf Eis gelegt worden sei, gaben den Ölpreisen zuletzt ebenfalls leichten Auftrieb. Nachdem Moskau einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine abgelehnt hatte, gab Trump gegenüber Journalisten an, er wolle kein "vergeudetes Treffen". Allerdings fügte er hinzu, dass es dennoch zu weiteren Entwicklungen kommen könnte und die die US-Regierung "in den nächsten zwei Tagen" Informationen diesbezüglich herausgeben werde.

Im heutigen Tagesverlauf dürften die Marktteilnehmer nun erst einmal wieder die US-Versorgungslage im Blick haben. Sollte das DOE heute um 16:30 Uhr die vom API erwartete Bestandsentwicklung für die Woche zum 17. Oktober bestätigen, so wären die landesweiten Rohölvorräte der USA nach einem dreiwöchigen Anstieg erstmals wieder gesunken. Von Interesse dürfte außerdem die Raffinerieauslastung sein, die bereits in der Vorwoche den niedrigsten Stand seit Mitte Februar erreicht hatte. Sollte die Auslastung in der vergangenen Woche noch weiter gesunken sein, könnte dies bei einem Anstieg der Destillatnachfrage zu einem erneuten Rückgang der Bestände in dieser Produktkategorie geführt haben. Diese lagen bereits in der vergangenen Woche unter dem 5-Jahres-Durchschnitt.

21. Oktober 2025

Brasilien treibt Ölexploration an der Amazonas-Mündung voran

Die Petrobras darf in der Region Foz do Amazonas nahe der Mündung des Amazonas-Flusses Erkundungsbohrungen durchführen. Die Umweltbehörde hat dem staatlichen Ölkonzern Brasiliens trotz der Kritik von Umweltverbänden die Genehmigung für die Arbeiten erteilt, die rund fünf Monate dauern sollen.

Die Petrobras sieht in den fraglichen Tiefseegebieten vor der Küste des Bundesstaates Amapá eine vielversprechende neue Ölfront, da sie geologisch mit den ergiebigen Offshore-Feldern im benachbarten Guyana vergleichbar sind. Ziel der Bohrungen sei es, das Potenzial für die kommerzielle Förderung in brasilianischen Gewässern zu prüfen.

Die Ölbörsen bleiben weiterhin unter Druck, denn gegen das Damoklesschwert „Überversorgung“, dass über dem Markt schwebt, gibt es aktuell kein Ankommen. In diesem Zusammenhang blicken die Anleger unter anderem mit Spannung auf das für Ende der Woche geplante Treffen zwischen den USA und China, bei dem Fortschritte im Handelsstreit erwartet werden.

US-Präsident Donald Trump hatte sich am Montag optimistisch gezeigt, mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping eine Einigung zu erzielen. „Ich denke, wir werden ein sehr starkes Handelsabkommen schließen, mit dem beide Seiten zufrieden sind“, so Trump. Gleichwohl bleiben allerdings wichtige Streitpunkte über Zölle, Technologien und Marktzugang vor dem geplanten Treffen in Südkorea ungelöst.

Solange kein tatsächliches, wasserdichtes Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern vorliegt, dürfte sich an der grundsätzlich bearishen Marktlage kaum etwas ändern, davon sind auch die Analysten bei Ritterbusch and Associates überzeugt. Ihrer Meinung nach seien Verkäufe in Phasen steigender Kurse derzeit zu bevorzugen. Zugleich bestehe jedoch weiterhin ausreichend geopolitische Unsicherheit, um das zunehmend schlechte Angebots-Nachfrage-Verhältnis zeitweise auszugleichen.

Die IEA rechnet für das kommende Jahr mit einem Angebotsüberschuss von 4 Mio. B/T am Ölmarkt, da die OPEC+-Allianz sowie Produzenten außerhalb des Bündnisses ihre Förderung ausweiten. Die Futures befinden sich auf dem Weg zum dritten Monatsminus in Folge und die Terminstruktur deutet inzwischen auf ein Überangebot hin (20.10.2025 Brent kippt ins Contango - Angebotsschwemme am Markt angekommen?).

„Das Angebot wächst derzeit etwa dreimal so schnell wie die Nachfrage – kurzfristig haben wir es klar mit einem Überfluss zu tun“, konstatiert Bob McNally, Präsident der Rapidan Energy Group. Das spiegelt sich auch in aktuellen Tanker-Tracking-Daten wider, die ein Rekordhoch der auf den Weltmeeren transportierten Ölmengen zeigen (20.10.2025 Öltransporte auf den Weltmeeren erreichen Allzeithoch).

Laut Capital Economics-Analyst Hamad Hussain liegen die schwimmenden Lagerbestände – rund 95 % davon Öl in Transit – auf einem Niveau, das zuletzt während der Pandemie beobachtet wurde, als der Brent-Preis bei etwa 30 Dollar je Barrel lag.

„Die Futures bleiben unter Druck, da sich ein Angebotsüberschuss abzeichnet und die geopolitische Risikoprämie nachlässt“, meint Dennis Kissler von BOK Financial. Viele Marktteilnehmer rechneten nicht mit einem schnellen US-chinesischen Handelsabkommen, während ein mögliches Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin zur Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt beitragen könnte – was die Ölpreise zusätzlich belaste.

Die beiden Staatschefs könnten innerhalb der nächsten zwei Wochen zu einem weiteren Gipfeltreffen zusammenkommen. Austragungsort soll Budapest sein. Offenbar haben die beiden Außenminister Marco Rubio und Sergej Lawrow schon mit der Planung des Meetings begonnen. Was dabei herauskommen wird, bleibt allerdings offen. Die EU hat ihre Warnung wiederholt, dass Frieden nur unter Beteiligung Europas und mit Schutzgarantien für die Ukraine möglich sei.

20. Oktober 2025

USA/China: Handelsgespräche gehen in die nächste Runde

Die nächste Verhandlungsrunde im Handelsstreit zwischen den USA und China ist für kommende Woche angesetzt. US Finanzminister Scott Bessent und Chinas Vizepremier He Lifeng stehen dabei vor der schwierigen Aufgabe, weitere Zoll Eskalationen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt abzuwenden.
Bessent sprach von offenen und detaillierten Gesprächen mit He und bestätigte Pläne für ein persönliches Treffen in der kommenden Woche. Dieses werde in Malaysia stattfinden und unter anderem die Vorbereitung des geplanten Gipfels zwischen Donald Trump und Xi Jinping zum Thema haben. Zuvor hatte sich der US Präsident optimistisch gezeigt, dass die kommenden Handelsgespräche zu einer Entschärfung des Konflikts führen könnten.
Beide Länder hatten sich in der ersten Jahreshälfte gegenseitig mit massiven Strafzöllen überzogen, sich dann aber zuletzt auf eine Aussetzung dieser Zölle geeinigt. Die Frist läuft im November aus und könnte dazu führen, dass bis zu 145% an Einfuhrzöllen auf bestimmte Waren aus China bezahlt werden müssen. Für die Konjunkturentwicklung beider Länder würde eine solche Eskalation eine massive Belastung bedeuten.

Zum Start in die neue Woche bleiben die altbekannten fundamentalen Faktoren bestimmend am Ölmarkt. So belastet auch weiterhin die Sorge über ein weltweites Überangebot und eine nachlassende Nachfrage infolge wachsender Handelsspannungen zwischen den USA und China. Schon letzte Woche hatten Brent und WTI deshalb mehr als 2 % verloren und damit den dritten Wochenverlust in Folge verzeichnet.
Die Angst vor einem Überangebot durch gestiegene Fördermengen der ölproduzierenden Länder, kombiniert mit der Furcht vor einer wirtschaftlichen Abkühlung infolge der eskalierenden US chinesischen Handelsstreitigkeiten, führt zu anhaltendem Verkaufsdruck, kommentiert Toshitaka Tazawa von Fujitomi Securities.
Er verweist zudem auf die anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, weswegen sich viele Investoren daher mit neuen Positionen zurück zurückhielten. Tatsächlich ist bisher beispielsweise immer noch unklar, ob Indien sich nun aus russischen Energielieferungen zurückzieht oder nicht. Und auch der Ausgang des möglichen Treffen zwischen Trump und Putin, dass angeblich in zwei Wochen in Budapest stattfinden soll, ist zu diesem Zeitpunkt völlig offen
Nach Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag hatte Trump beide Seiten aufgefordert, den Krieg sofort zu beenden, auch wenn dies Gebietsabtretungen der Ukraine bedeuten könnte. Kiew hat unterdessen am Wochenende erneut erfolgreich die russische Energieinfrastruktur angegriffen und auch diesmal für empfindliche Ausfälle gesorgt diesmal möglicherweise sogar bei den kasachischen Öllieferungen.

17. Oktober 2025

USA: Rückgang der Netto-Rohölimporte verhindert massive Bestandsaufbauten

Der offizielle Wochenbericht des DOE zeigte am Donnerstagabend bei den landesweiten Rohölvorräten der USA einen Anstieg, der nur etwa halb so stark war, wie in den Schätzungen des API für die Woche zum 10. Oktober. Die Analysten hatten allerdings einen leichten Rückgang prognostiziert. Dazu kam es jedoch nur bei den Rohölbeständen im US Zentrallager in Cushing, Oklahoma.
Die Produktvorräte sanken in der vergangenen Woche ebenfalls, wobei der beträchtliche Rückgang bei den Destillaten in etwa dem entsprach, was das API in Aussicht gestellt hatte und damit ausgeprägter war als in den Analysten-Erwartungen.
Zu den Aufbauten bei den landesweiten Rohölbeständen und dem Rückgang der Vorräte an Destillaten und Benzin trug vergangene Woche der deutliche Rückgang der Raffinerieproduktion bei. Die Auslastungsrate der US Raffinerien brach um -6,7 Prozentpunkte auf insgesamt 85,7 % ein. Wenngleich der saisonale Wartungszyklus einen großen Einfluss gehabt haben dürfte, war die Auslastung wohl auch infolge des Brands an der Raffinerie im kalifornischen El Segundo niedriger als in den entsprechenden Wochen der beiden Vorjahre

Die Preise der Rohölsorten Brent und WTI steuern derzeit auf Wochensicht bereits auf den vierten Rückgang in Folge zu, wobei WTI im bisherigen Wochenverlauf kein einziges Settlement oberhalb von 60 Dollar verzeichnen konnte. Brent hat sich diesem psychologisch wichtigen Preisniveau unterdessen stark angenähert.

Grund für den erneuten Preisrückgang war auch in dieser Woche hauptsächlich die Aussicht auf ein Überangebot, welches die IEA in ihrem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht für das kommende Jahr auf 4,0 Mio. B/T schätzt. Am gestrigen Donnerstag meldete das US Energieministerium (DOE) dann auch noch ein neues Langzeithoch bei den Gesamtölbeständen der USA, wenngleich die Rohölvorräte des Landes vergangene Woche immerhin nicht so stark zulegten, wie der Bestandsbericht des API hatte vermuten lassen.

Darüber hinaus belastete der wieder aufgeflammte Handelsstreit zwischen den USA und China die Ölpreise, denn sollten sich die beiden grössten Ölkonsumenten der Welt gegenseitig wieder mit Zöllen überziehen, hätte dies nicht nur negative Auswirkungen auf die Konjunktur, sondern auch die Ölnachfrage der beiden Länder.

Zu Beginn der Woche reduzierten die Marktteilnehmer zudem aufgrund des Waffenstillstands in Gaza auch den geopolitischen Risikoaufschlag, den sie bei den Preisen mit einkalkulieren. Die Frage ist nun, wie sich die weiteren Verhandlungen über einen längerfristigen Frieden in der Region entwickeln. Wichtige Knackpunkte, wie beispielsweise die Entwaffnung der radikalislamischen Hamas und die Zusammensetzung der Regierung der Enklave, sind noch offen und es werden wohl noch einige Gespräche nötig sein, um im Hinblick auf diese Punkte eine Einigung zu erzielen.

16. Oktober 2025

Rohöl- und Benzinvorräte der USA laut API stark gestiegen

Während die Analysten im Schnitt davon ausgehen, dass US-Ölvorräte in den drei wichtigsten Bestandskategorien - Rohöl, Destillate und Benzin - in der Woche zum 10. Oktober abgenommen haben, rechnet das API bei den landesweiten Rohöl- und Benzinbeständen mit umfangreicheren Aufbauten. Bei den Destillaten zeigte der Bericht des größten Interessenverbands der US-Ölindustrie dagegen einen stärker als erwartete Rückgang.
Mit -4,8 Mio. Barrel sollen die US-Destillatvorräte in der vergangenen Woche dem API zufolge um das Vierfache dessen zurückgegangen sein, das die Analysten prognostizieren. Dies spricht dafür, dass die Nachfrage in dieser Produktkategorie pünktlich zum Auftakt der Heiz-Saison zunahm. Die überraschenden und nennenswerten Aufbauten, die das API bei den Benzinbeständen meldete, signalisieren dagegen einen Rückgang der Nachfrage nach dem Ottokraftstoff.

Auch zur Wochenmitte gingen die Rohölpreise an ICE und NYMEX zurück, wobei Brent und WTI, die neuen Mehrmonatstiefs, die sie tags zuvor markiert hatten, gestern nicht weiter ausbauten. Während die gegenseitigen Sticheleien im Handelsstreit zwischen den USA und China bei den Marktteilnehmern weiterhin für Bedenken hinsichtlich der Konjunktur und der Ölnachfrage sorgt, gaben Äußerungen des US-Präsidenten im Hinblick auf Indiens Käufe von russischem Rohöl stützende Impulse.
Trump gab an, Indiens Präsident Narendra Modi habe ihm versprochen, dass sein Land kein Öl mehr aus Russland kaufen werde. "Am Rande betrachtet ist dies eine [stützende] Entwicklung für den Rohölpreis, da dadurch ein großer Abnehmer von russischem Öl wegfallen würde", kommentiert Analyst Tony Sycamore von IG die Meldung. Für Russland wäre es in der Folge noch schwieriger, sein Öl am internationalen Markt loszuwerden, was - zusammen mit der durch die ukrainischen Drohnenangriffe reduzierten Verarbeitsungsrate der russischen Raffinerien - letztlich auch die Ölproduktion Russlands sinken lassen könnte.
"Am Rande betrachtet ist dies eine positive Entwicklung für den Rohölpreis, da dadurch ein großer Abnehmer (Indien) von russischem Öl wegfallen würde“, sagte Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG.
Hinzu kommt, dass der Verzicht Indiens auf russisches Öl auch die Chancen für ein Handelsabkommen zwischen den Washington und Neu Delhi steigen ließe. Dies würde wiederum der Konjunktur sowie der Ölnachfrage zugute kommen und somit einen weiteren bullishen Faktor für die Ölpreise darstellen.
Die Erwartung eines umfangreichen Überangebots am Markt bleibt allerdings ein Faktor, der das Aufwärtspotenzial der Ölpreise derzeit begrenzt, auch wenn unklar ist, wie umfangreich dieses letztendlich ausfallen wird. "WTI sieht sich einem erheblichen Widerstand bei etwa 60 Dollar pro Barrel gegenüber, und das Risiko von Schlagzeilen rund um die Spannungen zwischen den USA und China bleibt hoch", so Rebecca Babin, Senior Energy Trader bei CIBC Private Wealth Group, die damit auch gleich auf den anderen wichtigen Aspekt verweist, der die Ölpreise im Zaum hält, nämlich die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China.
Auf kurze Sicht werden die Marktteilnehmer heute aber erst einmal auf die Versorgungslage in den USA blicken, denn wegen des US-Feiertags am Montag werden die offiziellen Bestandsdaten des DOE erst heute um 18 Uhr veröffentlicht. Das API meldete gestern für die Woche zum 10. Oktober einen starken Anstieg der landesweiten Rohöl- und Benzinvorräte. Sollte das DOE diese bestätigen, dürfte dies die Ölpreise noch einmal unter Druck geraten lassen, selbst wenn die Destillatvorräte - wie vom API in Aussicht gestellt zurückgegangen sein sollten.

15. Oktober 2025

Narrativ der Überversorgung kommt allmählich in der Ölindustrie an

Nicht nur bei Marktbeobachtern und Institutionen wie IEA und EIA scheint sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt zu haben, dass der Ölmarkt auf ein Überangebot zusteuert oder sogar bereits mittendrin steckt. Auch in den Chefetagen einiger namhafter Konzerne der Ölindustrie hat die Idee des überversorgten Marktes Einzug gehalten. Dies zeigte sich beim Energy Intelligence Forum - einer Konferenz der Energiebranche, die noch bis einschließlich heute in London stattfindet.

"In der zweiten Jahreshälfte ist mehr Angebot auf den Markt gekommen, weil die OPEC ihre Fördermengen stetig erhöht hat und auch die Beiträge von Nicht-OPEC-Ländern wie Guyana, Norwegen und Brasilien [zum weltweiten Angebot, Anm. d. Red.] gestiegen sind", sagte beispielsweise Russell Hardy, der Vorstandsvorsitzende des Handelshauses Vitol, der davon ausgeht, dass die Ölpreise 2026 durchschnittlich bei 60 Dollar pro Barrel liegen dürften.

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX bauten am gestrigen Dienstag die Mehrmonatstiefs von Freitag weiter aus. Dabei belastete weiterhin hauptsächlich die Unsicherheit im Hinblick auf die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China - der beiden größten Ölverbraucher der Welt - sowie die Aussicht auf ein umfangreiches Überangebot.

"Der Rückgang unter 65 Dollar war der Beginn einer Preiskorrektur, die Brent unter 60 Dollar fallen lassen wird", greift Robert Rennie, Leiter der Rohstoff- und Kohlenstoffforschung bei der Westpac Banking Corp., der weiteren Preisentwicklung voraus und verweist dabei darauf, dass sowohl die OPEC als auch die IEA in ihren Monatsberichten die steigende Produktion thematisiert hätten: "Die derzeitige Überversorgung auf den Rohölmärkten wird sich noch erheblich verschärfen," so Rennie.

"Der Markt konzentriert sich angesichts gemischter Nachfragesignale auf das Überangebot," meint derweil der Analyst Emril Jamil von LSEG zur aktuellen Stimmung am Markt. "Nachlassende geopolitische Risiken und eskalierende Handelsspannungen üben ebenfalls zusätzlichen Druck auf die Preise aus“, fügt Jamil hinzu. Was die geopolitischen Risiken anbelangt, bleiben die Marktteilnehmer gespannt, wie sich die zweite Phase der Verhandlungen über den Friedensplan für den Gazastreifen entwickeln wird.

Bereits gestern gab es erste gegenseitige Vorwürfe von Israel und Hamas, die jeweils andere Seite habe den Waffenstillstand gebrochen. Und ob die Hamas, wie im 20-Punkte-Plan von Trump gefordert, vollständig auf Waffen verzichtet, bleibt weiterhin ungewiss. Sollte die Waffenruhe nicht halten, dürften die Marktteilnehmer die geopolitische Risikoprämie wieder erhöhen.
Allmählich rückt aber auch die nächste Zinssitzung der Fed wieder in den Fokus. Eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell wurde gestern von den Marktteilnehmern als Signal dafür interpretiert, dass die Zinsen bei der nächsten Sitztung des Offenmarktausschusses Ende Oktober noch einmal um 25 Basispunkte gesenkt werden. Dies würde der US-Konjunktur und damit auch der Ölnachfrage des Landes einen neuen Schub geben.

Die wöchentlichen Daten des DOE zur US-Ölnachfrage werden zusammen mit dem Bestandsbericht in dieser Woche erst morgen um 18 Uhr erscheinen, da am Montag in den USA Feiertag war. Die API-Bestandsschätzungen sind daher heute um 22:30 Uhr fällig. In ersten Schätzungen gehen Analysten davon aus, dass die US-Rohölvorräte vergangene Woche leicht gestiegen sind, während die Kraftstoffvorräte abgenommen haben sollen.

14. Oktober 2025

Brasilien auf Kurs in die Top 5 der Ölproduzenten

Der brasilianische Ölkonzern Petrobras hat die Förderung im Offshore-Ölfeld Tupi wieder aufgenommen und damit eines seiner produktivsten Tiefwasser-Vorkommen reaktiviert. Der Neustart gilt als wichtiger Schritt für Brasiliens Bestrebungen, sich unter den fünf größten Erdölproduzenten der Welt zu etablieren.

Zuvor hatte die Förderplattform Cidade de Angra dos Reis mehrere Monate stillgestanden, da zu Jahresbeginn wichtige Wartungs- und Anpassungsarbeiten von der brasilianischen Ölaufsichtsbehörde angeordnet worden waren. Doch nun rechnet die Petrobras mit einer schnellen Rückkehr der Förderkapazitäten an der Plattform. Zeitgleich sollen auch an benachbarten Feldern im Santos Becken neue Deep-Water-Plattformen in Betrieb genommen werden.

Nach den neuesten Verwerfungen im Zollstreit zwischen den USA und China stabilisieren sich die Ölpreise heute wieder im Bereich der gestrigen Settlements. Erste Signale einer Entspannung zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt hatten am Montag noch die Marktstimmung etwas aufgehellt.

US-Finanzminister Scott Bessent erklärte am Montag, Präsident Donald Trump halte an seinem Plan fest, sich noch in diesem Monat in Südkorea mit Chinas Staatschef Xi Jinping zu treffen. Beide Länder bemühen sich derzeit, die jüngsten Spannungen über Zölle und Exportkontrollen zu entschärfen. Bessent zufolge habe es am Wochenende intensive Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten gegeben, weitere Treffen seien geplant.

Doch die Sorgen um die Nachfrageentwicklung in Kombination mit der erwarteten Angebotsschwemme in den kommenden Monaten verhindern stärkere Preisanstiege – zumal nicht nur die OPEC+ immer weitere Förderanhebungen umsetzt, sondern auch außerhalb der Fördergruppe, etwa in Brasilien, das Angebot steigt. Die Angst vor einem deutlichen Überangebot wird dadurch nicht gerade gelindert.

Da hilft es auch nichts, dass die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht erneut betont, wie robust die Ölnachfrage ist. So soll das globale Ölnachfragewachstum, wie auch schon im letzten Monatsbericht prognostiziert, in diesem Jahr bei +1,3 Mio. B/T, 2026 dann bei +1,4 Mio. B/T liegen. Die EIA hatte in der letzten Woche mit +1,1 Mio. B/T in diesem und im nächsten Jahr einen deutlich bearisheren Ansatz vertreten. Heute Vormittag wird noch die IEA ihre aktuellen Schätzungen abgeben, die traditionell am bearishsten ausfallen dürften.

„Solange das Augenmerk der Marktteilnehmer auf einem möglichen Überangebot bleibt, ist Rohöl weiterhin anfällig für panikartige Verkäufe und vorsichtige Rückkäufe, die nur einen Bruchteil der Verluste ausgleichen“, erklärt Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights. Sie geht nach den Entwicklungen am Wochenende erst einmal nicht von zusätzlichen US-Strafzöllen gegen China aus.

13. Oktober 2025

Handelsstreit zwischen USA und China neu entfacht

Donald Trump ist es erneut gelungen, mit einem Post auf Social Media eine globale Börsenreaktion auszulösen. Diesmal, indem er den zuletzt auf Eis gelegten Handelsstreit mit China wieder entfachte und Peking zusätzliche Zölle in Höhe von 100 % androhte – und zwar schon ab dem 1. November. Als Begründung nannte er die aktuelle Handelspolitik Chinas und bezeich-nete das Verhalten Pekings als „außerordentlich aggressiv“.

Natürlich geht es in dem neu entfachten Streit wieder um die so heiß begehrten Seltenen Erden, bei deren Abbau und Ausfuhren China den Weltmarkt dominiert. Peking hatte im Vorfeld strengere Exportkontrollen bei Technologien im Zusammenhang mit den wertvollen Mineralien angekündigt. Trump reagierte verärgert und brachte nicht nur neue Zölle ins Spiel, sondern stellte auch das eigentlich für Ende Oktober geplante Treffen mit Staatschef Xi Jinping in Frage.

In der letzten Woche hatte zunächst alles noch auf einen Gewinn hingedeutet, nachdem vor allem zum Anfang der Woche die weniger dramatische OPEC+ Angebotserhöhung für Auftrieb gesorgt hatte. Mit dem unerwarteten Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas nahm dann aber die Risikoprämie ab und der Markt erinnerte sich wieder verstärkt an die bearishen Angebotsprognosen der letzten Wochen und Monate.

Am Freitag sorgten dann neue Zolldrohungen des US-Präsidenten Richtung China dafür, dass die Marktteilnehmer nicht vergaßen, mit wieviel Unsicherheit die weltweite Konjunkturentwicklung nach wie vor behaftet ist. Donald Trump hatte als Reaktion auf Pekings Verschärfung der Exportkontrollen bei Seltenen Erden Strafzölle in Höhe von 100 % auf chinesische Waren angedroht. Zwar haben sich die Wogen seitdem schon wieder etwas geglättet, doch noch ist unklar, ob und wie die aktuell auf Eis liegenden Zollverhandlungen zwischen USA und China weiter gehen.

„Die entscheidende Frage ist, ob diese Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, mit gravierenden Folgen für globale Lieferketten und vor allem die Hightech-Produktion, oder ob sie lediglich als Druckmittel vor den geplanten Gesprächen am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea Ende des Monats dienen“, heißt es bei Goldman Sachs. Am wahrscheinlichsten sei derzeit, dass beide Seiten von den härtesten Forderungen und Maßnahmen abrückten und die im Mai vereinbarte Zollpause verlängerten. Dennoch, so warnen die Analysten des Bankhauses, bleibe das Risiko einer erneuten Eskalation bestehen.

„Der Markt hatte bereits ein Szenario mit den denkbar schlechtesten Folgen eingepreist. Daher reicht schon ein etwas moderaterer Ton des US-Präsidenten, um dem Ölpreis etwas Luft zu verschaffen“, kommentiert Haris Khurshid von Karobaar Capital LP. „Dennoch handelt es sich eher um eine technische Gegenbewegung als um eine echte Trendwende. Viele Marktteilnehmer schließen lediglich ihre Short-Positionen nach dem Ausverkauf der Vorwoche. Ohne greifbare Fortschritte im Handelskonflikt dürfte die Erholung daher nur von kurzer Dauer sein.“

Damit könnte er recht haben, denn an den grundsätzlich bearishen Prognosen für die kommenden Monate hat sich nichts geändert. Während die Konjunktur- und Nachfrageentwicklung weiter auf wackligen Beinen steht und von Unsicherheiten geprägt ist, dürften die globalen Fördermengen in den kommenden Monaten schon allein durch die OPEC+ Förderpolitik weiter steigen.

Wie die OPEC selbst die kommenden Monate einschätzt, wird sich heute Nachmittag zeigen, wenn der neue Monatsbericht der Gruppe erscheint. Er folgt auf den bearishen Monatsbericht der EIA, die in der letzten Woche für 2026 ein Überangebot von über 2 Mio. B/T prognostiziert hatte. Die OPEC Vorhersage dürfte in diesem Punkt allerdings deutlich moderater ausfallen. Morgen macht die IEA mit ihrem monatlichen Report dann den sprichwörtlichen Sack zu. Traditionell dürften die Aussichten der Pariser Agentur im Dreiervergleich am bullishsten Ausfallen.

Insgesamt bleibt die fundamentale Lage am Ölmarkt zum Wochenstart bearish zu bewerten, da sich an den längerfristig bearishen Angebotsaussichten nichts geändert hat und die jüngsten Verwerfungen im Zollstreit zwischen USA und China vor allem die erhöhte Unsicherheit an den globalen Märkten in Erinnerung gerufen haben.

Heute könnte es zudem noch zu besonderer Volatilität kommen, da in den USA der Columbus Day gefeiert wird, den manch ein Trader für ein verlängertes Wochenende nutzen könnte. Bei geringerem Handelsvolumen kann es zu verstärkten Kursschwankungen kommen. ICE und NYMEX bleiben allerdings geöffnet, der Handel findet zu den üblichen Zeiten statt.

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