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NEWS

WAS ZÄHLT – IM BLICK.

24. November 2025

Friedensplan für Ukraine wird in Genf überarbeitet

Die Ukraine und die USA haben am gestrigen Sonntag Anpassungen am Rahmenwerk für einen Friedensplan für die Ukraine vorgenommen, das zuvor von den Vereinigten Staaten und Russland ausgehandelt worden war. Am heutigen Montag will man mit der Besprechung der not-wendigen Änderungen fortfahren.

Der 28-Punkte-Plan, den die USA mit Russland zu Papier gebracht hatte, war vergangene Woche durchgesickert und stieß vor allem auch in der EU auf Kritik, da er zu viele Forderungen Moskaus erfüllen würde, darunter die Abtretung ukrainischer Gebiete an Russland. Vertreterinnen und Vertreter der EU waren in Genf ebenfalls bei den Gesprächen über den Plan zugegen.

Normalerweise würden die Trader ihr Hauptaugenmerk in dieser Woche wohl auf die am 30. November bevorstehende OPEC+-Vollversammlung richten, um abzuwägen, wie die weitere Produktionsstrategie des Bündnisses aussehen könnte. Zwar hatten die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 über die Vorgaben hinaus drosseln, Anfang des Monats angekündigt, diese Zusatzkürzungen im ersten Quartal 2026 erst einmal nicht weiter zu lockern, allerdings betont die OPEC+ auch immer wieder, dass sie flexibel auf die Marktgegebenheiten reagieren würde.
Dies könnte nun angebracht sein, sollte es tatsächlich bald zu einem Ende des Kriegs in der Ukraine kommen. Nachdem vergangene Woche die Meldung eintraf, die USA und Russland hätten einen 28-Punkte-Plan für einen Frieden in der Ukraine ausgehandelt, soll Kiew bis Donnerstag nun dem Rahmenabkommen zustimmen. Allerdings wird der ursprüngliche Plan derzeit noch überarbeitet, da die Originalversion eher einer bedingungslosen Kapitulation der Ukraine glich.
"Sollten wir hier eine Einigung erzielen – und das ist sehr fraglich –, wird sich das weltweite Überangebot nach Aufhebung der Sanktionen deutlich verschärfen", erklärt Robert Rennie, Leiter der Rohstoffforschung bei Westpac Bank Corp. die zu erwartenden Auswirkungen eines Friedensabkommens auf den Ölmarkt. Rennie geht davon aus, dass der Preis der Nordsee-Rohölsorte Brent auf maximal 65 US-Dollar pro Barrel begrenzt bleibt und bis 2026 weiter sinken wird. "Diese Woche wird sich alles um die wechselnden Kommentare aus Europa, der Ukraine und den USA zur Entwicklung des Friedensplans drehen", so der Experte zum voraussichtlichen Hauptthema der Woche.
Davon abgesehen könnten allerdings auch die US-Konjunkturindikatoren, die wegen des jüngsten US-Regierungsshutdowns noch nachgereicht werden, für neue Impulse sorgen. Daten, die die Spekulationen auf eine Beibehaltung des Zinsniveaus bei der nächsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) im Dezember untermauern, würden die Ölfutures weiter unter Druck geraten lassen. Den entgegengesetzten Effekt hätten Daten, die die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte wieder steigen lassen.

21. November 2025

Neuer Friedensplan Ukraine will verhandeln

Die Hoffnungen auf neue Friedensverhandlungen im Ukrainekrieg verfestigen sich. Nachdem es Mitte der Woche hiess, die USA und Russland arbeiteten an einem entsprechenden Friedensplan, hat der ukrainische Präsident diesen nun offenbar ebenfalls erhalten und will ihn mit seinem US Amtskollegen Trump besprechen. Die Ukraine werde jeden inhaltlichen Vorschlag unterstützen, der einen realen Frieden näher bringt, hieß es aus Kiew.

Noch ist der Plan, den die USA und Russland vorgelegt haben, nicht offiziell bekannt gegeben. Doch aus ukrainischen Parlamentskreisen wurden die zentralen Punkte inzwischen geleakt. Demnach müsste die Ukraine die Regionen Donezk und Luhansk an Russland abtreten, die mit der Halbinsel Krim dann als de facto russisch anerkannt werden, auch von den Vereinigten Staaten. Auch ein NATO Beitritt der Ukraine wäre mit dem vorgelegten Plan ausgeschlossen. Im Gegenzug werde es aber offenbar Sicherheitsgarantien von den USA geben.

Mit der Aussicht auf neue Friedensverhandlungen in der Ukraine kommen die Ölbörsen zum Ende der Woche wieder unter Druck. Brent und WTI dürften damit einen deutlichen Wochenverlust markieren und haben zudem die Gewinne aus der Vorwoche wieder komplett wett gemacht.
Bearish wirkt dabei heute vor allem, dass die Ukraine überhaupt eingewilligt hat, über den von Moskau und Washington vorgelegten Plan zu verhandeln, obwohl kritische Stimmen von einer Bevorzugung Russlands sprechen. Das heutige Inkrafttreten der jüngsten US-Sanktionen gegen die russischen Energieunternehmen Rosneft und Lukoil gerät damit fast ein wenig in Vergessenheit.
Da die Ukraine das Abkommen bislang nicht formell abgelehnt hat, belasten bereits die geringen Chancen auf eine Einigung die Preise, weil ein Friedensschluss einen großen Teil der in den Ölpreisen eingepreisten geopolitischen Risikoprämie beseitigen würde, kommentiert IG Marktanalyst Tony Sycamore die aktuelle Lage.
Viele Analysten bleiben jedoch skeptisch, wie schnell ein Friedensabkommen tatsächlich zustande kommen könnte. Ein Abkommen ist alles andere als sicher, meinen etwa die Analysten der ANZ. Immerhin habe Kiew Russlands Forderungen wiederholt als inakzeptabel zurückgewiesen. Der Markt beginnt zudem zu zweifeln, ob die jüngsten Beschränkungen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil wirklich wirksam sein werden

Auch aus europäischen Diplomatenkreisen überwiegt die Skepsis gegenüber einem möglichen Deal. Hier verweist man darauf, dass der russische Präsident Wladimir Putin schon in der Vergangenheit dazu geneigt habe, immer erst unter internationalem Druck Gesprächsbereitschaft vorzugeben. Der Kreml versuche derzeit, US Sanktionen gegen die beiden grössten Ölkonzerne des Landes abzuwenden.
Sollte es dennoch zu Fortschritten bei einem Friedensabkommen und zu einer Aufhebung der Sanktionen kommen, würde dies das Angebot weiter erhöhen und das in einem Markt, der im kommenden Jahr ohnehin vor einem erheblichen Überschuss steht. Ob es jedoch tatsächlich so dick kommt, darf zumindest angezweifelt werden.
Ein Friedensplan nimmt etwas von der geopolitischen Hitze aus dem Ölmarkt, ist aber kein Gamechanger, meint etwa Haris Khurshid vom Investmenthaus Karobaar Capital. Solange nichts Konkretes passiert, handelt es sich eher um eine kurzfristige Reaktion als um eine strukturelle Veränderung.

20. November 2025

EU will Russlands Schattenflotte noch stärker ins Visier nehmen

Die EU will weitere Maßnahmen prüfen, mit denen die sogenannte Schattenflotte Russlands noch stärker daran gehindert werden kann, russisches Öl im Widerspruch zu den Sanktionen des Westens an andere Märkte zu transportieren. So werden die EU Aussenminister Medienberichten zufolge bei ihrem heutigen Gipfeltreffen in Brüssel auch darüber diskutieren, wie man Drittländer stärker in die Verantwortung nehmen könnte, die beispielsweise durch die Registrierung der entsprechenden Schiffe dazu beitragen, dass Russland mit der Schattenflotte die Sanktionen umgehen kann.

Die neuen Massnahmen sind als Teil des 20. Sanktionspakets vorgesehen, das beim nächsten Treffen der Staats und Regierungschefs der EU im Dezember debattiert werden soll. Mit Verweis auf ein Dokument, das wohl vor dem heutigen Außenministertreffen die Runde machte, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, die EU habe bereits Kontakt zu den Ländern gesucht, in denen die Tanker der Schattenflotte registriert werden. Dabei hätten viele der Länder auch davon überzeugt werden können, die Schiffe wieder abzumelden. Laut Bloomberg soll Polen ausserdem vorgeschlagen haben, Hafen- und Küstenstaaten miteinzubeziehen

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX fielen am gestrigen Mittwoch auf den bislang niedrigsten Stand der Woche. Bei WTI lagen die Settlements sowohl beim noch bis heute Abend handelbaren Dezember-Kontrakt, wie auch beim Folgekontrakt wieder unterhalb der psychologisch wichtigen 60 Dollar Marke.

Der Preisrutsch, den die Ölbörsen zur Wochenmitte vollzogen, ergab sich durch die Kombination einer technischen Abwärtskorrektur bei den Mitteldestillaten und die Meldungen zu Gesprächen zwischen den USA und Russland über einen Friedensplan für die Ukraine. Während noch abzuwarten bleibt, ob die Ukraine diesen Plan, der wohl auch die Abtretung von Gebieten unter russischer Kontrolle beinhaltet, tatsächlich annehmen wird, mildern Anzeichen dafür, dass die USA weiterhin an einer Einigung arbeiten, einige Bedenken hinsichtlich weiterer Sanktionen gegen Russland und auch hinsichtlich der Strenge der Durchsetzung der derzeitigen Beschränkungen", wie die Analysten von ING anmerken.

Derweil leitete der Anstieg der US Bestände an Destillaten und Benzin, die sowohl das API, als auch das DOE für die Woche zum 14. November meldeten, die technische Abwärtskorrektur bei Gasoil und Heating Oil ein, bei denen technische Indikatoren in der ersten Wochenhälfte eine überkaufte Konstellation anzeigten. Zwar waren die Aufbauten bei den Destillaten nicht gravierend, allerdings stellte der Anstieg um +0,2 Mio. Barrel den ersten seit der Woche zum 26. September dar. Bei Rohöl meldete das DOE allerdings entgegen den Erwartungen der Analysten und der Schätzungen des API einen Rückgang der Bestände.

Bevor der Fokus nun auf die nächste Vollversammlung der OPEC und ihrer Partner übergeht, die am 30. November geplant ist, sind die Marktteilnehmer nun erst einmal gespannt auf den morgigen Freitag. Dann sollen nämlich die US-Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil in Kraft treten. Angesichts der Meldungen, dass Russland zuletzt mit den USA über einen Friedensplan für die Ukraine verhandelt hat, bleibt abzuwarten, ob US-Präsident Trump die Sanktionen kurzfristig doch noch auf Eis legen wird, oder ob sie tatsächlich umgesetzt werden. Derweil arbeitet die EU an ihrem 20. Sanktionspaket.

19. November 2025

API meldet Aufbauten in allen Kategorien

Die wöchentlichen Bestandsschätzungen des American Petroleum Institute (API) sind in dieser Woche unerwartet bearish ausgefallen. So geht der Interessensverband der US-Öl- und Gasindustrie für die Woche vom 14. November von teilweise sehr deutlichen Aufbauten in allen relevanten Kategorien aus.

Vor allem bei Rohöl sieht das API mit +4,4 Mio. Barrel einen deutlich stärkeren Zuwachs als im Vorfeld erwartet. Die Expertenschätzungen lagen hier bei gerade einmal +0,1 Mio. Barrel. Schon in den beiden Vorwochen hatte das API die Aufbauten bei den Rohölbeständen viel höher eingeschätzt als erwartet und war durch die offiziellen Daten des DOE in beiden Fällen bestätigt worden.

Zur Wochenmitte stabilisieren sich die Ölfutures und geben mit dem bearishen API-Bestandsbericht sogar wieder ein wenig nach. Die gemeldeten Aufbauten in allen Kategorien scheinen die Anleger wieder an die erwartete Angebotsschwemme zu erinnern und sie gleichzeitig von bullishen Faktoren wie den Sanktionen gegen russische Ölexporte abzulenken.

Dies könnte aus Sicht der Ölmarktanalysten bei der ING allerdings ein kurzlebiges Phänomen sein. „Insgesamt war der Bericht eher bearish“, kommentieren sie die API-Daten, warnen jedoch gleichzeitig, dass „Marktteilnehmer derzeit stärker auf mögliche Angebotsrisiken achten als auf die Chance eines Überschusses“.

Bereits Dienstag hatten die Preise zugelegt, da Investoren die Auswirkungen der neuen US-Sanktionen bewerteten und ukrainische Angriffe auf russische Raffinerien und Exportterminals die kurzfristigen Angebotssorgen verstärkten. Diesen Risiken steht jedoch auch weiterhin die Erwartung eines weltweiten Überangebotes gegenüber, dass je nach Prognosen wohl irgendwo zwischen +1,5 Mio. B/T und +4 Mio. B/T liegen wird.

„Die Referenzpreise bewegen sich in einer engen Spanne, während der Markt die Auswirkungen der Sanktionen vom 21. November [wenn die im Oktober beschlossenen US-Sanktionen gegen Lukoil und Rosneft offiziell in Kraft treten, Anm. d. Red.] abwartet. Gleichzeitig übt die Überangebotsstimmung im Hintergrund Druck nach unten aus“, erklärt Emril Jamil, leitender Ölmarktanalyst bei LSEG.

Diese Diskrepanz hat zuletzt auch an den Ölbörsen für unterschiedliche Entwicklungen gesorgt, denn während die Produkte vor allem auf die bullishen Ausfälle in Russland reagieren, bleibt Rohöl wegen der mittel- und langfristig bearishen Angebotsaussichten eher unter Druck. Dank dieser Entwicklung sind die Gewinnmargen der Raffinerien zuletzt global merkbar gestiegen. Bei Diesel erreichten sie in Europa gestern den höchsten Stand seit September 2023,

Analysten des chinesischen Brokerhauses Haitong Futures betonten, dass „die starken Dieselpreise den Ölmarkt stützen, die anhaltende Rohölüberversorgung jedoch Investoren davon abhält, weitere Kursgewinne zu verfolgen“. Ölmarktspezialistin Vandana Hari fasst zusammen: „Rohöl bleibt in einer engen Spanne gefangen.“ Der Markt schwanke zwischen der Überangebotslage und den Risiken im Zusammenhang mit Russland. „Der Risikoaufschlag ist ständig in Bewegung.“

In diesem schwierigen Marktumfeld suchen die Anleger auch weiterhin nach Richtungssignalen. Diese könnten heute Nachmittag von den DOE-Bestandsdaten kommen. Die offiziellen Zahlen des US-Energieministeriums werden zeigen, ob die Rohölbestände den höchsten Stand seit Juni, den sie letzte Woche erreicht hatten, weiter ausbauen oder nicht.

18. November 2025

Erwartetes Überangebot lässt Markt nicht los

Die Ölfutures begannen die neue Handelswoche vor einem fundamental weiterhin neutralen Hintergrund. Während es hieß, dass die Verladungen an Russlands Hafen Noworossijsk wiederaufgenommen worden seien (17.11.2025 Verladungen an Hafen im russischen Noworossijsk wiederaufgenommen), bestätigte der Iran die Beschlagnahme eines Tankers nahe der Straße von Hormus (17.11.2025 Iran: Revolutionsgarden bestätigen Beschlagnahme der "Talara"), die bereits vor dem Wochenende einen neuen geopolitischen Risikofaktor ins Bild brachte.

Nachdem sich die beiden Rohölkontrakte Brent und WTI Ende letzter Woche wieder teilweise von dem Preisrutsch erholt hatten, den sie am vergangenen Mittwoch vollzogen hatten, gaben sie am gestrigen Montag wieder leicht nach. Dabei starteten die Kontrakte bereits unterhalb der Settlementpreise von Freitag in die neue Handelswoche und kehrten trotz zwischenzeitlicher Gewinne letztlich auch wieder darunter zurück.

Zwar schränken die Sanktionen des Westens gegen Russland - vor allem auch die US-Sanktionen gegen die beiden russischen Ölriesen Rosneft und Lukoil - die Abwärtspotenziale der Rohölpreise ein und auch die stetigen Angriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur verhindert stärkere Preisrückgänge, allerdings wagen sich die Trader angesichts der erwarteten Überversorgung auch nicht weit nach oben.

Die Tatsache, dass sogar die OPEC selbst in ihrem am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht für das dritte Quartal 2025 bereits eine Überversorgung von +0,5 Mio. B/T nannte - statt des Angebotsdefizits von -0,4 Mio. B/T, die noch im Oktober-Bericht vermerkt war, lässt die Bedenken hinsichtlich einer Überversorgung nicht nach nachlassen, obwohl die Organisation ihre Prognosen zum Nachfragewachstum für 2025 und 2026 nicht anrührte.

Hinzu kommt, dass bislang auch die Ausfälle, die die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölanlagen bislang meist keine langwierigen Beeinträchtigungen des Angebots zur Folge hatten. So wurden auch die Verladungen am Schwarzmeerhafen Noworossijsk nach dem Angriff am Freitag nur zwei Tage später wiederaufgenommen. Nichtsdestotrotz behalten die Trader die geopolitischen Risiken im Blick, zumal auch noch abzuwarten bleibt, wie stark die US-Sanktionen gegen Russland das Ölangebot des Landes noch beeinflussen werden. Dabei könnten den Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil möglicherweise noch Maßnahmen folgen, die die Abnehmer von russischem Öl indirekt in Form von US-Zöllen betreffen (17.11.2025 Neues Sanktionsgesetz: USA wollen russische Handelspartner hart treffen).

"Der Markt wägt die bearishen Aussichten beim (Angebots-)Saldo gegen die bullishen Risiken geopolitischer Lieferengpässe aus Russland und anderen Ländern ab", meint auch Analyst Saul Kavonic von MST Marquee zur aktuellen Situation am Markt. "Sollte sich die Durchsetzung der Sanktionen als lasch erweisen, die Konflikte nicht eskalieren und die OPEC ihren aktuellen Kurs beibehalten, dürfte der Markt letztendlich weiter nachgeben", so Kavonic weiter.

In puncto OPEC(+)-Strategie werden die Marktteilnehmer auch gespannt sein, was US-Präsident Trump mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman besprechen wird, der sich heute in der US-Hauptstadt mit Trump treffen wird. Neben Themen wie Verteidigung und Handel dürfte mit Sicherheit auch die Ölproduktion der OPEC und ihrer Partner zu den Punkten auf der Agenda des Treffens gehören. Trump hatte immerhin gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als Präsident die OPEC dazu aufgefordert, die Produktion zu steigern und die Preise damit sinken zu lassen.

17. November 2025

Verladungen an Hafen im russischen Noworossijsk wiederaufgenommen

Nachdem am frühen Freitagmorgen ein Drohnenangriff der Ukraine auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk noch dafür gesorgt hatte, dass die dortigen Verladungen von Rohöl unterbrochen werden mussten (14.11.2025 Drohnenangriff auf Schwarzmeerhafen verursacht Preissprung; 14.11.2025 Eskalation im Schwarzen Meer treibt Ölpreise), hieß es nun aus Handelskreisen, die Verladungen seien wiederaufgenommen worden. Im Oktober sollen laut Industriedaten über das Terminal Sheskharis in Noworossijsk rund 761.000 B/T an russi-schem Rohöl exportiert worden sein.

Durch die Unterbrechung, die auch ein Verladeterminal des Caspian Pipeline Cosortium betraf, sollen Ölexporte im Umfang von insgesamt etwa 2,2 Mio. B/T vorübergehend auf Eis gelegen haben. Eine längere Unterbrechung konnte nun offenbar jedoch abgewendet werden.

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX legten in der vergangenen Woche wieder leicht zu, nachdem sie in den beiden Vorwochen noch gesunken waren. Das Ende des US-Regierungsshutdowns gab zudem zumindest einen leichten bullishen Impuls. Grund für den Preisanstieg war vor allem, dass die Marktteilnehmer wieder eine höhere Risikoprämie einpreisten.

Zum einen schienen sich die verschärften Sanktionen gegen Russland allmählich auch im Importverhalten Indiens widerzuspiegeln, zum anderen sorgte der ukrainische Drohnenangriff auf den russischen Exporthafen Noworossijsk am Freitag zusammen mit der Beschlagnahme eines Öltankers nahe der Straße von Hormus durch den Iran dafür, dass die geopolitischen Risiken zumindest vorübergehend die Oberhand hatten.

Während abzuwarten bleibt, ob die Beschlagnahme von Handelsschiffen durch iranische Streitkräfte in und um die für den internationalen Ölhandel wichtige Meerenge wieder zur Gewohnheit wird, wurden die Ölexporte von Noworossijsk offenbar nur kurzzeitig unterbrochen. Die geopolitische Risikoprämie nahm daher heute Morgen bereits wieder leicht ab. "Die Leute erwarteten einen längeren Ausfall", kommentiert Mukesh Sahdev, der Gründer und CEO von Xanalysts Pty die jüngsten Entwicklungen im Hinblick auf Noworossijsk und fügt an, dass Anzeichen einer Wiederaufnahme ein "bearishes Signal" seien.

Die Aussicht auf eine Pause der Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht Ländern der OPEC+ im ersten Quartal 2026 wirkt unterdessen kaum stützend. Vielmehr bekräftigte die OPEC mit ihrem am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht eher die Einschätzung vieler Marktbeobachter, dass die Pause eher ein Signal dafür ist, dass die Organisation selbst nicht mehr so optimistisch ist, was die weitere Nachfrageentwicklung angeht. Während die OPEC ihre Nachfrageprognosen für 2025 und 2026 unverändert beibehielt, führte sie bei den Angebots und Nachfrageschätzungen für das dritte Quartal 2025 jedoch Korrekturen durch, infolge derer der Markt im vergangenen Quartal nicht unter-, sondern überversorgt war.

14. November 2025

Drohnenangriff auf Schwarzmeerhafen verursacht Preissprung

Laut russischer Behörden haben ukrainische Drohnen am frühen Freitagmorgen den wichtigen Schwarzmeerhafen Noworossijsk angegriffen. Dabei wurden ein im Hafen liegendes Schiff, mehrere Wohnhäuser sowie ein angrenzendes Öllager getroffen.

Der Angriff löste den Angaben zufolge auch einen Brand in einem Verladeterminal aus, der von den Einsatzkräften jedoch unter Kontrolle gebracht wurde. Küstennahe Anlagen seien ebenfalls beschädigt worden, hiess es. Weitere Einzelheiten nannten die Behörden wie üblich nicht, so dass auch unklar ist, ob und wenn ja wie lange es zu Ausfällen bei den Exporten kommt.

Dennoch sorgte die Meldung über den Angriff im morgendlichen Handel an ICE und NYMEX für einen Preissprung. June Goh, leitende Ölmarktanalystin bei Sparta Commodities, weist darauf hin, dass es sich bei dem betroffenen Hafen in Noworossijsk immerhin um den zweitgrösste Ölexportknotenpunkt Russlands handelt und erinnert zudem an den nicht einmal zwei Wochen zurückliegenden Angriff auf den Hafen in Tuapse

Das Auf und Ab an den Ölbörsen setzt sich zum Ende der Woche fort. Nach dem deutlichen Kursrutsch von Mittwoch infolge des OPEC Sinneswandels haben die Kurse diesen inzwischen zum Teil wieder ausgeglichen. Dabei sorgte der Angriff auf einen wichtigen Schwarzmeerhafen heute früh für bullishes Momentum.

Ukrainische Drohnenangriffe auf den Hafen von Noworossijsk haben neue Befürchtungen hinsichtlich möglicher Störungen der Ölversorgung ausgelöst, da dieser Hafen der zweitgrösste Ölexportknotenpunkt Russlands ist, warnt Ölmarktanalystin June Goh von Sparta Commodities. Entsprechend schossen die Kurse im frühen Handel erst einmal in die Höhe, ohne diese Kursgewinne jedoch komplett halten zu können.

Das Muster der vergangenen Wochen, um nicht zu sagen Monate, setzt sich fort und die vielen Unsicherheitsfaktoren am Ölmarkt sorgen auch in dieser Woche für ein ständiges Auf und Ab bei den Kursen. Dabei stehen zwei widerstreitenden Faktoren klar im Fokus: Das erwartete globale Überangebot, spätestens im nächsten Jahr, und die Ausfälle in Russland durch Drohnenangriffe und wachsenden Sanktionsdruck.

Hinzu kommen weitere fundamentale Faktoren, die die Markteinschätzung für die Anleger schwer machen. So ist bei-spielsweise der US Shutdown erst einmal beendet, doch schon im Januar muss neu verhandelt werden und der nächste Stillstand droht. Darüber hinaus bleibt Donald Trumps Zollpolitik eine Wundertüte, da der US Präsident in der Vergangenheit ja bewiesen hat, wie erratisch er mit dem Werkzeug Strafzölle umgehen kann. Und auch die OPEC+ Förderstrategie lässt sich langfristig nur schwer einschätzen, da das Bündnis auf größtmögliche Flexibilität setzt und sich ungern in die Karten schauen lässt.

Unsere Einschätzung der fundamentalen Marktlage fällt damit heute erst einmal wieder neutral aus, da sich bullishe und bearishe Faktoren insgesamt immer wieder ausgleichen. Bei den Inlandspreisen ergeben sich heute allerdings dennoch Preisaufschläge im Vergleich zu gestern Früh, da der Preissprung von heute Nacht hier seine Wirkung zeigt.

13. November 2025

Längster Regierungsstillstand der US-Geschichte vorerst beendet

Nach 43 Tagen Shutdown verabschiedete das Repräsentantenhaus der USA gestern Nacht den vorgelegten Übergangshaushalt. Der Senat hatte bereits zu Wochenbeginn zugestimmt. Nur kurz darauf unterzeichnete Donald Trump den Haushaltsplan und beendete damit den längsten Regierungsstillstand, den die USA je erlebt haben – zumindest bis Januar. Dann muss wieder neu verhandelt werden.

Mit dem Beschluss wird die Finanzierung zentraler Bundesbehörden zunächst wiederhergestellt, darunter Programme zur Lebensmittelhilfe, die Bezahlung von Bundesangestellten sowie die Luftsicherung, die während des 43 Tage andauernden Stillstands erheblich beeinträchtigt waren. Für die Ölmärkte bedeutet das Ende der Blockade ebenfalls eine gewisse Entlastung, hatte der Shutdown doch die Nachfrage gedämpft, da Regierungsaktivität eingeschränkt, Reisen behindert und wichtige Wirtschaftsdaten zurückgehalten wurden.

Nach dem Kursrutsch von gestern stabilisieren sich die Ölbörsen heute zunächst wieder, bleiben aber auf niedrigem Niveau. Der im Kern bearishe API-Bericht schürt dabei erneut Sorgen, dass das weltweite Angebot die derzeitige Nachfrage deutlich übersteigt.

Gestern waren die Rohöl-Preise genau deshalb um mehr als zwei Dollar pro Barrel eingebrochen nachdem die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht meldete, dass das globale Ölangebot vor allem im 3. Quartal 2025 deutlich über der Nachfrage lag und auch für die kommenden Monate mit einer robusten Angebotslage bei unveränderter Nachfrage rechnet. Die OPEC hat damit eine deutliche Kehrtwende zu früheren Prognosen vollzogen, die eher von einer Unterversorgung ausgegangen waren.

„Die jüngste Schwäche der Preise scheint auf die Überarbeitung der OPEC-Prognose für 2026 zurückzugehen“, kommentiert Ölmarktanalyst Suvro Sarkar von der DBS Bank. „Damit erkennt die Organisation nun offiziell die Möglichkeit eines Angebotsüberschusses an – im Gegensatz zu ihrer bislang eher optimistischen Haltung.“. Der Experte weist allerdings auch darauf hin, dass es sich dabei nur um eine „realistischere Einschätzung des Marktes“ handele und die fundamentalen Rahmenbedingungen unverändert seien. Für ihn ist die starke Marktreaktion daher etwas übertrieben.

Allerdings hat sich gestern Abend auch noch die EIA dem bearishen Tonfall der OPEC angeschlossen und in ihrem Monatsbericht ihre Prognosen zur US-Ölproduktion nach oben korrigiert. Die globalen Lagerbestände dürften laut EIA bis 2026 zudem weiter anwachsen, da die Förderung schneller steigt als die Nachfrage. Trotz dieser eher bearishen Faktoren hat die EIA ihre Preisprognosen erneut angehoben und rechnet für das laufende Quartal bei WTI mit 58,65 Dollar, bei Brent mit 62,52 Dollar. 2026 liegt WTI demnach im Durchschnitt bei 51,26 Dollar und Brent bei 54,92 Dollar.

Andere Marktbeobachter und Analysten rechnen ebenfalls mit einer Stabilisierung der Preise auf dem aktuellen Niveau. „Rund um 60 Dollar pro Barrel dürfte es eine deutliche Unterstützung geben – insbesondere, wenn die strengeren Sanktionen gegen Russland zu kurzfristigen Störungen der Exportströme führen“, meint etwa DBS-Experte Sarkar.

Hintergrund ist der zunehmende internationale Druck auf Russland, den Krieg in der Ukraine zu beenden – unter anderem durch Sanktionen gegen die Ölkonzerne Rosneft und Lukoil. Hinzu kommen die nicht abreißenden ukrainische Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur, die die Preise für Ölprodukte zuletzt stützten.

„Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen dem Risikoaufschlag für Russland und dem reichlichen Angebot“, schätzt Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights in Singapur, die Lage ein. „Die Stimmung kann sich jederzeit wieder drehen, da der Markt die Auswirkungen der Sanktionen fortlaufend neu bewertet. Ausweichstrategien [von russischer Seite, Anm. d. Red.] scheinen diesmal deutlich schwieriger zu sein.“

Weitere Richtungsgeber für den Markt dürften heute noch der IEA-Monatsreport am Vormittag und der DOE-Bestandsbericht am Abend sein. Beide Datensätze könnten entweder den Abwärtsdruck weiter verstärken, sollten sie das Narrativ einer deutlichen Überversorgung nähren, oder eine Aufwärtskorrektur ermöglichen, sollten sie der Sorge vor einer Angebotsschwemme den Wind aus den Segeln nehmen.

11. November 2025

US-Senat macht den Weg frei für Übergangshaushalt

Der US-Senat stimmte am gestrigen Montag für den Gesetzesentwurf zu einem Übergangshaushalt, mit dem der Regierungsstillstand in den USA zumindest bis Ende Januar aufgehoben werden könnte (10.11.2025 Hoffnung auf baldiges Ende des US-Shutdowns wächst). Der Entwurf erhielt ein "Ja" von 60 Senatoren, während 40 Senatoren gegen den Übergangshaushalt stimmten.

Damit geht der Entwurf nun noch einmal an das Repräsentantenhaus, wo am morgigen Mittwoch darüber abgestimmt werden könnte, bevor Präsident Trump dem Übergangshaushalt noch zustimmen müsste. Dieser hatte allerdings bereits angegeben, dass er den Entwurf für den Übergangshaushalt für "sehr gut" hält. Ein - wenn auch vorübergehendes - Ende des Shutdowns der US-Regierung würde den Ölfutures bullishe Impulse geben, da die Konjunktur und die Ölnachfrage der USA davon profitieren würden.

Obwohl sich an den Öffnungszeiten der US-Börsen am heutigen Feiertag zu Ehren der amerikanischen Kriegsveteranen nichts ändert, könnte das Handelsvolumen etwas geringer sein als üblich. Die aktiven Händler werden unterdessen weiter versuchen, die bearishe Aussicht auf ein Überangebot gegen die bullishen Faktoren abzuwägen.

Letztere wurden gestern und heute ergänzt durch die zunehmende Wahrscheinlichkeit, dass der Shutdown der US-Regierung bald zu Ende sein wird. Nachdem der Senat dem Entwurf für einen Übergangshaushalt gestern noch zustimmte, muss nun das Repräsentantenhaus den Entwurf noch absegnen, bevor Präsident Trump den Übergangshaushalt schließlich unterschreiben kann.

Auch die Force Majeure, auf die sich der russische Ölkonzern Lukoil aufgrund der westlichen Sanktionen seit gestern Berichten zufolge bei Rohöl bezieht, das am irakischen West Qurna-2 Ölfeld gefördert wird, gibt den Ölfutures Auftrieb. Die Sorge vor größeren Ausfällen des russischen Ölangebots nahmen durch die Meldung zu. Dennoch rechnen weiterhin viele Analysten und Marktteilnehmer mit einem Überangebot.

"Da die OPEC-Produktionssteigerungen weiter voranschreiten, nimmt die globale Ölbilanz auf der Angebotsseite eine zunehmend bearishe Richtung an, während die Nachfrage weiterhin rückläufig ist, und zwar in Verbindung mit einem verlangsamten Wirtschaftswachstum in den wichtigsten ölverbrauchenden Ländern", meinen beispielsweise die Analysten des Energieberatungsunternehmens Ritterbusch and Associates in einer Mitteilung. Die Ausprägung des Überangebots hängt laut Ritterbusch and Associates unter anderem davon ab, inwieweit die Volksrepublik weiterhin russisches Öl bezieht, um damit die eigenen strategischen Reserven aufzustocken und ob Indien tatsächlich - wie von den USA gefordert - vorerst auf den Kauf russischen Öls zu verzichten.

Die aktuellen Monatsberichte von OPEC, EIA und IEA, die am Mittwoch bzw. Donnerstag erscheinen, dürften den Ölmärkten diese Woche weitere Impulse geben. Die IEA dürfte dabei wohl wieder ein umfangreiches Überangebot für 2026 prognostizieren, allerdings könnte dieses angesichts der für das erste Quartal angekündigten Pause bei der Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen der OPEC+ diesmal geringer ausfallen als noch in der Prognose von Oktober (+4,0 Mio. B/T).

10. November 2025

Hoffnung auf baldiges Ende des US-Shutdowns wächst

Nachdem der Shutdown der aktuelle US-Regierung nun schon so lange andauert wie kein anderer zuvor, gab es nun Schritte in Richtung einer Beendigung des teilweisen Stillstands. So stimmten die Republikaner und Demokraten des Senats in der Nacht zum Montag dafür, über einen Entwurf des Repräsentantenhauses für einen Übergangshaushalt weiter zu prüfen. Dieser Entwurf würde zumindest bis zum 30. Januar die Finanzierung der Regierungsgeschäfte ermöglichen.

Bereits seit Anfang Oktober steht ein Teil dieser Geschäfte wegen des Streits der Republikaner und Demokraten im Kongress über den US-Staatshaushalt nun schon still. Sollte der Senat den Entwurf für den Übergangshaushalt heute tatsächlich genehmigen, müsste er noch einmal vom Repräsentantenhaus gebilligt werden. Allerdings müssen alle Senatoren dem Entwurf zustimmen, sodass sich die Beendigung des Shutdowns trotz des jüngsten Fortschritts noch einige Tage hinziehen könnte. Auch ist nicht gesagt, dass das Repräsentantenhaus den Entwurf dann sofort billigt, da dieser nicht die von den Demokraten geforderte Verlängerung der Zuschüsse zu den Krankenkassenbeiträgen enthält.

In der vergangenen Woche gaben die Rohölpreise an ICE und NYMEX erneut nach, wobei WTI am Freitag auch wieder unterhalb der psychologisch wichtigen 60 Dollar-Marke schloss. Über diese kletterte der amerikanische Rohölkontrakt heute Morgen wieder zurück. Rückenwind erhielt er - wie auch die übrigen Kontrakte - durch die zunehmenden Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Regierungs-Shutdowns in den USA, nachdem der Senat dafür gestimmt hatte, die Debatte über einen vorübergehenden Haushaltsentwurf zu debattieren.
"Die bevorstehende Wiedereröffnung [der US-Regierung; Anm. d. Red.] ist ein willkommener Impuls, da sie die Gehälter von 800.000 Bundesangestellten wiederherstellt und wichtige Programme wieder aufnimmt, was das Verbrauchervertrauen, die Wirtschaftstätigkeit und die Konsumausgaben ankurbeln wird", kommentiert Analyst Tony Sycamore von IG die jüngsten Meldungen aus den USA. Seiner Ansicht nach dürfte dies die Risikofreude an den Märkten allgemein steigen lassen und den Preis von WTI in Richtung 62 Dollar zurückschicken.

Wie das US-Energieministerium die weitere Preisentwicklung von WTI und Brent eingeschätzt wird sich am Mittwochabend zeigen, wenn die EIA ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlicht. Aufgrund des morgigen US-Feiertags Veterans Day erscheint der Bericht diese Woche einen Tag später als üblich. Die Börsenöffnungszeiten ändern sich durch den Feiertag allerdings nicht.
Bereits am Mittwochnachmittag steht der nächste Monatsbericht der OPEC auf der Agenda. Dieser wird die Produktionsdaten der Organisation von Oktober beinhalten. Ersten Schätzungen zufolge dürften die Fördermengen der OPEC selbst im vergangenen Monat um nur +50.000 B/T zugenommen haben. Wie sich die Produktion der nicht-OPEC-Länder entwickelt hat, die dem OPEC+ Bündnis angehören, wird der Bericht ebenfalls zeigen. Die acht Länder der Allianz, die ihre Produktion seit Anfang 2024 zusätzlich über die Vorgaben hinaus gedrosselt haben, wollten diese Zusatzkürzungen im Oktober um 137.000 B/T zurückfahren.
Auch für November und Dezember ist eine Lockerung der Zusatzkürzungen in dieser Größenordnung geplant, bevor man die Lockerungen im ersten Quartal 2026 dann vorübergehend aussetzen will. Der Monatsbericht der IEA, der am Donnerstag erscheinen wird, dürfte vermutlich aber dennoch ein umfangreiches Überangebot für 2026 in Aussicht stellen. Die Behörde mit Sitz in Paris veröffentlicht meist die bearishsten Prognosen und rechnete für das kommende Jahr im Oktober noch mit einem Angebotsüberschuss von 4,0 Mio. B/T.
Davon abgesehen werden die Marktteilnehmer auch weiterhin die Auswirkungen der Sanktionen des Westens auf das russische Ölangebot im Auge behalten. Gleiches gilt für die Schäden, die Drohnenangriffe der Ukraine an der russischen Ölinfrastruktur anrichten. Vergangene Woche waren bei diesen Angriffen wieder wichtige russische Raffinerien getroffen worden.

7. November 2025

Gunvor zieht Übernahmeangebot für Lukoil zurück

Anfang der Woche klang es noch nach einem Done Deal, doch nun hat das internationale Handelsunternehmen Gunvor sein Übernahmeangebot an die russische Lukoil zurückgezogen. Zuvor hatte das US Finanzministerium den Konzern als Marionette Russlands bezeichnet und signalisiert, den Deal nicht akzeptieren zu wollen.

Ursprünglich hatte die Gunvor geplant, die internationalen Anteile des sanktionierten russischen Konzerns zu übernehmen. Lukoil hatte auch schon zugestimmt, alles schien in trockenen Tüchern (04.11.2025 Sanktionen stoppen russisches Öl nicht Gunvor sichert sich Lukoil Anteile). Allerdings fehlten noch einige internationale Lizenzen, darunter auch die Zustimmung der US Behörden, da nur das US Finanzministerium Ausnahmen für Transaktionen im Zusammenhang mit den Sanktionen erteilen kann.

Doch das Signal aus Washington war deutlich. Das Finanzministerium machte über einen Social Media Post auf der Plattform X deutlich, dass es dazu nicht kommen werde: Präsident Trump hat deutlich gemacht, dass der Krieg sofort beendet werden muss. Solange Putin die sinnlosen Tötungen fortsetzt, wird Gunvor, die Marionette des Kremls, niemals eine Lizenz erhalten, um zu operieren und Gewinne zu erzielen. Gunvor Unternehmenssprecher Seth Pietras wies die Vorwürfe als irreführend zurück, gab aber auch bekannt, das Übernahmeangebot zurückgezogen zu haben.

Die Lage am Ölmarkt bleibt auch zum Ende der Woche verzwickt. Im Spannungsfeld aus widerstreitenden fundamentalen Faktoren überwiegt für die Ölfutures die Volatilität, auch wenn aktuell alles nach einem weiteren Wochenverlust für Brent und WTI aussieht.
Das wichtigste Thema ist und bleibt dabei die Angebotsentwicklung, vor allem im nächsten Jahr. Zwar scheint der Konsens weiterhin, dass es eine Form der Überversorgung geben wird, wie stark diese jedoch ausfällt, darüber herrscht alles andere als Einigkeit.
So ging die IEA noch in ihrem letzten Monatsbericht von bis zu 4 Mio. B/T Überschuss aus. Doch mit der Pause der OPEC+ im ersten Quartal und den strengen Russland Sanktionen könnte diese Menge, ja nachdem , wen man fragt, auch gerade einmal bei knapp 200.000 B/T liegen (31.10.2025 Analysten korrigieren Preiserwartungen geringfügig nach oben).
Und hier zeigt sich das Problem, dass die Marktteilnehmer aktuell haben. Das Marktumfeld ist geprägt von zahlreichen Faktoren, die kaum, oder nur schwer einzuschätzen sind. Allein die Handelspolitik Donald Trumps, der nicht gerade für eine besonnenen, faktenbasierten Entscheidungen bekannt ist, bleibt ein kaum kalkulierbarer Risikofaktor für die Märkte.

Ähnliches gilt für die OPEC+ Förderpolitik, denn wo man sich gerade daran gewöhnt hatte, dass die Gruppe monatlich die Fördermengen hochschraubt, hat sie nun erst einmal wieder eine Pause beschlossen. Die maximale Flexibilität, mit der die OPEC+ auf Marktentwicklungen reagiert, mag für die Mitgliedsländer von Vorteil sein, für die Anleger an den Ölbörsen ist sie ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
Und so versuchen die Marktteilnehmer im Grunde schon seit Monaten, eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten zu lösen. Mit dutzenden Einflussfaktoren, die sich zudem alle gegenseitig unterschiedlich beeinflussen können, sind belastbare Prognosen für die Zukunft kaum möglich doch auf genau diese ist man am Futures Markt eigentlich angewiesen.
Insgesamt lässt sich damit für die aktuelle fundamentale Lage vor allem eins sagen: Es bleibt volatil. Am Markt sind sowohl bullishe, als auch bearishe Kräfte am Werk, die abwechselnd ins Rampenlicht treten und die Kurse in die eine oder andere Richtung bewegen. Das eine, klare Richtungssignal bleibt dabei wohl auch heute erst einmal aus, so dass wir die Situation erneut als neutral einstufen

6. November 2025

Saudi Aramco senkt Dezember-Preise für Käufer aus Asien

Der grösste Ölkonzern der Welt, die saudische Aramco, hat gestern die Preise für Lieferungen nach Asien im Dezember deutlich gesenkt. Die Entscheidung folgt nur wenige Tage, nachdem die OPEC+ angekündigt hat, ihre Förderanhebung Anfang 2026 erst einmal auszusetzen. Der Markt interpretiert die Preissenkung heute als Reaktion auf einen gut versorgten Markt und eine rückläufige Nachfrage.

Während die Dezember-Preise der Aramco, die sogenannten Original Selling Prices (OSPs), für den europäischen Raum unverändert blieben (06.11.2025 Saudi-Arabien lässt Preise für Dezember-Lieferungen nach Europa unverändert), wurden sie für den asiatischen Raum erstmals seit Oktober wieder gesenkt und zwar deutlich. So wurden hier die leichten Sorten um -1,20 Dollar, die schweren Sorten sogar um -1,40 Dollar gegenüber dem Vormonat vergünstigt. Asien, allen voran China, ist der der wichtigste Absatzmarkt für OPEC-Schwergewicht Saudi-Arabien, so dass die Preisgestaltung hier durchaus Aussagekraft hat.

Nach zwei Verlusttagen in Folge und dem gestern markierten tiefsten Settlement seit zwei Wochen stabilisieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute zunächst wieder. Die Marktteilnehmer bewerteten dabei sowohl die jüngsten Preisnachlässe des OPE-Schwergewichtes Saudi Arabien, als auch den stärksten Anstieg der US-Rohölvorräte seit Juli

Die staatliche Ölgesellschaft Saudi-Arabiens, Aramco, hatte gestern Nacht die Dezember Preise für seinen wichtigsten Absatzmarkt Asien gesenkt ein Schritt, der zwar ein bearishes Signal sendet, der jedoch auch weitgehend den Markterwartungen entsprach und somit zumindest teilweise auch schon eingepreist sein dürfte. Gleichzeitig meldete die US-Energiebehörde DOE gestern einen Anstieg der landesweiten Rohölbestände um +5,2 Mio. Barrel und gab damit bei Roh-öl einen klar bearishen Impuls.

Zwar enthielt der DOE-Bericht durchaus auch bullishe Elemente, und auch die Auswirkungen der Russland-Sanktionen und die nicht abreissenden ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Infrastruktur bleiben ein Thema am Markt. Doch insgesamt scheint doch die Aussicht auf schwächere Nachfrage bei gleichzeitig steigender Angebotsmenge die Überhand zu behalten.

Immerhin ist der Brent-Preis unter diesen bearishen Voraussetzungen seit Jahresbeginn um fast 15% gefallen. Vor allem die neue OPEC+ Förderstrategie und die gleichzeitig steigenden Produktionsmengen aus Nicht OPEC+-Ländern (wie etwa USA, Kanada oder Brasilien) haben schon früh im Jahr zu Prognosen einer deutlichen Angebotsschwemme geführt. Laut IEA könnte diese 2026 bis zu 4 Mio. B/T betragen, andere Experten rechnen mit immer noch sehr umfangreichen 2 Mio. B/T.

Der Abwärtsdruck dürfte im aktuellen Marktumfeld bestehen bleiben, da die Sorge um ein Überangebot anhält, kommentiert Kim Kwangrae, Rohstoffanalyst bei Samsung Futures in Seoul. Im Bezug auf die Preissenkung der Aramco fügt er an, dass diese im Rahmen der Erwartungen liege und offenbar darauf ausgerichtet sei, Marktanteile zu sichern.

Kwangrae steht nicht allein mit seiner Meinung, dass die Preise unter Druck bleiben dürften. Auch die Analysten von Capital Economics rechnen mit weiter fallenden Preisen. Wir gehen davon aus, dass der Abwärtsdruck auf die Ölpreise anhält und unsere unter dem Konsens liegenden Prognosen von 60 Dollar pro Barrel bis Ende 2025 sowie 50 Dollar bis Ende 2026 stützt, heisst es in einer Analyse des Finanzinstituts.

4. November 2025

Abermals sinkende Rheinfrachten auf gesamter Strecke

Die Frachtraten wurden heute, wie schon bereits zu Wochenbeginn, nochmals auf gesamter Strecke nach unten angepasst. Der, was die Nachfrage angeht, schwache Wochenauftakt und die sich perspektivisch normalisierenden Rheinpegel belasten die Preise.

Die Ankündigung, dass die Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht OPEC+-Ländern im ersten Quartal 2026 zunächst ausgesetzt werden würden, wurde von den Marktteilnehmern zum Wochenbeginn unterschiedlich interpretiert. Während die einen in Reaktion auf den Beschluss ihre Preiserwartungen nach oben korrigierten, sahen andere die Entscheidung der sogenannten OPEC8+ als Signal für eine gewisse Sorge der Produzenten über die Entwicklung der Nachfrage.

Aus Kreisen der OPEC+ hieß es nun, der russische Vize-Premier, Energiebeauftragte und Ex-Energieminister Alexander Nowak habe bei der Videokonferenz der acht Länder am Sonntag für die Pause bei den Produktionssteigerungen plädiert. Demnach ist sich Moskau offenbar nicht sicher, inwieweit es sein Angebot angesichts der jüngsten Sanktionen der USA und der EU noch steigern kann. Der saisonale Aspekt (der im ersten Quartal eines Jahres üblicherweise eher schwachen Nachfrage), der in der Pressemitteilung zur Videokonferenz von Sonntag als Grund für die Pause der Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen genannt wurde, dürfte Nowak bei seiner Argumentation sehr gelegen gekommen zu sein.

Die Analystin Helima Croft von RBC Capital verweist zudem auf den Aspekt der Reservekapazitäten und meint: "Die zusätzlichen Barrel, die im Dezember tatsächlich hinzukommen werden, werden deutlich geringer ausfallen als die Schlagzeilen vermuten lassen, da alle Produzenten – mit Ausnahme Saudi-Arabiens – im Wesentlichen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben".

Allerdings bleibt auch die Frage, wie sich die Produktion in den Ländern außerhalb der OPEC+ entwickeln wird. Die Rohölproduktion der USA baute den jüngsten monatlichen Daten der EIA zufolge im August das Rekordhoch von Juli noch aus und belief sich auf 13,8 Mio. B/T. Derweil sank die Nachfrage im Vergleich zum Juli-Niveau um -100.000 B/T und lag damit im August bei 20,9 Mio. B/T.

Wie sich Rohölproduktion und Nachfrage der USA in der vergangenen Woche entwickelt haben, wird der wöchentliche Ölmarktbericht des US-Energieministeriums (DOE) am morgigen Mittwoch zeigen. Der Bericht des API, der heute Nacht fällig ist, beinhaltet wie gewohnt nur Daten zu den Bestandsveränderungen. Da mittlerweile auch in den USA von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wurde, erscheinen die beiden Berichte in dieser Woche wieder zu den gewohnten Veröffentlichungszeiten - um 22:30 Uhr (API) bzw. um 16:30 Uhr (DOE).

3. November 2025

OPEC8+: Keine Produktionssteigerungen im 1. Quartal 2026

Die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 stärker als im Basisabkommen vereinbart drosseln, wollen ihre Zusatzkürzungen auch im Dezember noch einmal um 137.000 B/T lockern. Dies beschlossen die sogenannten OPEC8+ in ihrer jüngsten Videokonferenz am gestrigen Sonntag. Während die erneute Lockerung für Dezember bereits erwartet worden war, überraschten die acht Länder auch mit der Ansage, die Produktionssteigerungen im ersten Quartal 2026 auszusetzen.

"Aufgrund saisonaler Schwankungen beschlossen die acht Länder außerdem, die Produktionssteigerungen im Januar, Februar und März 2026 auszusetzen," hieß es in der zur gestrigen Sitzung auf der OPEC-Homepage erschienen Pressemitteilung zum Grund für die Pause bei der Rückführung der Zusatzkürzungen. Wie üblich will man die Marktbedingungen auch weiterhin genau im Auge behalten und vorsichtig sowie flexibel vorgehen, was die weitere Produktionsstrategie anbelangt - ob dies nun bedeute, dass man die Lockerungen noch länger pausieren lässt, oder dass man sie wiederaufnimmt.

Die beiden Rohölkontrakte verzeichneten sowohl in der vergangenen Handelswoche, als auch im vergangenen Monat einen Preisrückgang. Der bearishe Faktor des erwarteten Überangebots gewann im Oktober wieder die Oberhand über die geopolitischen Risikofaktoren, zumal mit dem Waffenstillstand im Gaza-Streifen ein Teil der Risikoprämie wieder ausgepreist wurde.

Im Hinblick auf die US-Sanktionen gegen Russland werden die Marktteilnehmer weiter abwarten müssen, um genauer abschätzen zu können, wie sich diese auf das russische Ölangebot auswirken werden. Derweil bleiben Angriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur ein Faktor, der die geopolitische Risikoprämie immer wieder stärker nach oben schnellen lassen kann.

Da sowohl die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland, als auch potenzielle Ausfälle aufgrund von ukrainischen Angriffen schwer absehbar sind, bleibt die weitere Entwicklung der Versorgungslage am weltweiten Ölmarkt mit zahlreichen Fragezeichen behaftet. "Es besteht große Unsicherheit hinsichtlich des Ausmaßes des Überangebots, da noch unklar ist, wie stark sich die jüngsten Sanktionen gegen Russland auf die Ölströme auswirken werden," meint dazu Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV in Singapur.

Derweil haben die acht OPEC+-Produzenten, die ihre Fördermengen auf freiwilliger Basis zusätzlich kürzen, am gestrigen Sonntag beschlossen, ihre freiwilligen Zusatzkürzungen im Dezember noch einmal um 137.000 B/T zu lockern. Danach wollen sie mit den Produktionssteigerungen saisonal bedingt allerdings erst einmal für ein Quartal aussetzen. Für gewöhnlich das erste Quartal eines Jahres aus saisonalen Gründen das Quartal mit dem niedrigsten Nachfrageniveau.

"Die Gruppe räumt damit ein, dass der Markt im nächsten Jahr mit einem erheblichen Überschuss konfrontiert sein wird, der zu Beginn des Jahres seinen Höhepunkt erreichen wird", kommentiert Patterson die angekündigte Pause der Produktionssteigerungen. Die jüngsten Konjunkturindikatoren aus China dürften die Sorgen der Marktteilnehmer hinsichtlich der Nachfrageentwicklung dabei nicht gerade mindern, denn der heute Morgen veröffentlichte Einkaufsmanagerindex signalisiert für Oktober ein nachlassendes Wachstum für die chinesische Industrie.

31. Oktober 2025

Kasachstans Öl Offensive: Kaschagan-Ölfeld soll ausgebaut werden

Kasachstan bleibt dabei, seine Ölproduktion unabhängig von OPEC+-Quoten ausbauen zu wollen. Nun prüft die kasachische Regierung offenbar gemeinsam mit ExxonMobil eine Ausweitung der Förderung im riesigen Kaschagan Ölfeld im Kaspischen Meer, die zusätzliche Produktionsmengen ermöglichen könnte.

Kaschagan zählt zu den größten und technisch anspruchsvollsten Förderprojekten der Welt. Trotz schwieriger geologischer Bedingungen hohem Druck, giftigem Schwefelwasserstoff und extremen Temperaturen – liefert das Feld schon jetzt rund 450.000 B/T. Mit dem geplanten Ausbau und neuen Gasaufbereitungsanlagen könnte die Produktion bis 2031 auf bis zu 700.000 B/T steigen. Insgesamt werden die Reserven auf rund 4,5 Mrd. Tonnen Öl geschätzt.

Mit dem heutigen Freitag geht auch der Oktober zu Ende und dürfte für die Ölpreise den dritten monatlichen Verlust in Folge bringen. Nach wie vor bleiben die vielen Unsicherheiten und unberechenbaren Faktoren wie etwa die Sanktionsauswirkungen oder die OPEC+ Förderpolitik brandheiße Marktthemen. Heute belasten zudem auch noch ein stärkerer Dollar und schwache Wirtschaftsdaten aus China.

Ein festerer US-Dollar dämpfte die Anlegerstimmung im gesamten Rohstoffsektor, erklären die Analysten bei der ANZ die heute Nacht einsetzende Abwärtsbewegung. Der Greenback hatte schon Mitte der Woche Auftrieb bekommen, nachdem die US-Notenbank Fed signalisiert hatte, im Dezember keine weitere Zinssenkung durchführen zu wollen. Mit der straffen Haltung der Fed, die gestern durch die deutlich entspanntere Zinspolitik der EZB noch einmal kontrastiert wurde, kletterte der Dollar gestern zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober.

Zusätzlich versetzten aktuelle Konjunkturdaten aus China der Marktstimmung heute einen Dämpfer, denn das Ver-arbeitende Gewerbe bleibt weiterhin unter Druck. So sank der entsprechende Einkaufsmanagerindex im Oktober recht deutlich und bleibt den siebten Monat in Folge unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten.

Damit steht es auch um die Konjunkturentwicklung (und daran geknüpft auch die Nachfrageentwicklung) in der Volksrepublik weiterhin nicht besonders gut. Es bleibt abzuwarten, ob sich die aktuelle Annäherung zwischen den USA und China und eine mögliche Beilegung des Handelsstreits und der Strafzölle in den kommenden Monaten positiv auswirken wird.

Unterdessen bleibt der Fokus am Ölmarkt auf der Angebotsentwicklung. Es wird erwartet, dass diese das Nachfragewachstum im nächsten Jahr übertreffen wird, da die OPEC+, aber auch große Nicht-OPEC-Produzenten ihre Förderung konsequent ausweiten, um sich Marktanteile zu sichern. Am Sonntag steht deswegen das nächste OPEC8+ Meeting auf dem Programm

Der Markt richtet nun den Blick auf das anstehende OPEC+-Treffen und die Diskussionen über die Förderpolitik, heißt es in einer Analyse von ANZ Research. Die US-Sanktionen gegen russische Ölunternehmen erhöhen das Risiko von Angebotsengpässen deutlich“, so die Experten weiter. Dies könne die Gruppe dazu veranlassen, eine weitere Ausweitung der Förderung um 137.000 B/T im Dezember zu beschließen.

30. Oktober 2025

Trump: Treffen mit Xi "fantastisch"

Nur etwa eineinhalb Stunden dauerte das Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping, das heute Morgen im südkoreanischen Busan stattfand. Eine gemeinsame Pressekonferenz nach der Zusammenkunft gab es nicht, laut Trump war das Treffen allerdings "fantastisch". So sollen die Zölle auf chinesische Waren, die die US-Regierung im Zusammenhang mit Fentanyl eingeführt hatte, mit sofortiger Wirkung halbiert werden, während China seine Exportkontrollen für Seltene Erden für mindestens ein Jahr aussetzen wolle.

Auf konkretere Informationen zu den Ergebnissen des Zweier-Gipfels scheint der Markt allerdings noch warten zu müssen. So ist beispielsweise unklar, was mit den übrigen Zöllen ist, die sich die USA und China im Frühjahr gegenseitig aufgebrummt hatten. Bis Ende des Monats sind diese noch ausgesetzt. Auch dürften die Marktteilnehmer gespannt sein, ob sich die beiden Präsidenten über die Importe Chinas an russischem Öl unterhalten haben, die Trump ein Dorn im Auge sind.

Die aktuelle Lage am Ölmarkt könnte man kurz und knapp mit dem Titel eines Herbert Grönemeyer Lieds zusammenfassen: "Es könnt' alles so einfach sein, ises aber nicht." So hatte sich zuletzt wieder Hoffnung breit gemacht, die USA und China könnten sich auf ein Handelsabkommen einigen, nachdem es zum Wochenbeginn hieß, es gebe diesbezüglich nun eine Rahmenvereinbarung. Detaillierte Informationen zu den Ergebnissen des mit Spannung erwarteten Treffens zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping heute Morgen lassen jedoch noch auf sich warten, sodass sich wohl zu bestätigen scheint, was im Vorfeld von Experten erwartet worden war. Nämlich, dass man von dem Treffen eher weitere "Babysteps" erwarten sollte, als ein umfassendes Handelsabkommen.

Am gestrigen Abend versetzten dann auch noch Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell den Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung im Dezember einen Dämpfer. Zwar beschloss der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) bei seiner Oktober-Sitzung eine Zinssenkung um 25 Basispunkte, was Konjunktur und Ölnachfrage neuen Schub geben dürfte, allerdings hatten die Marktteilnehmer diesen Schritt bereits im Vorfeld des jüngsten FOMC-Meetings bereits größtenteils eingepreist. Für Dezember rechneten sie ebenfalls schon fest mit einer weiteren Zinssitzung, diese ist jedoch laut Powell "alles andere als sicher".

Der Dollar stieg nach dieser Anmerkung gegenüber dem Euro deutlich an, was die in der US-Währung gehandelten Ölfutures für Käufer aus dem Euroraum teurer machte. Sollte der Dollar seine gestrigen Gewinne in den kommenden Wochen weiter ausbauen, würde dies die Ölpreise an ICE und NYMEX zusätzlich unter Druck setzen. Dieser könnte durch die nächste Entscheidung der OPEC8+ noch zunehmen, denn zuletzt hieß es, die acht Länder der OPEC+, die ihre Produktion seit Anfang 2024 freiwillig stärker drosseln, als eigentlich vereinbart, dürften diese Zusatzkürzungen auch im Dezember noch einmal um 137.000 B/T lockern. Die nächste Videokonferenz der acht Länder findet am 2. November statt.

"Der Handel bei Brent dürfte weiterhin volatil bleiben", prognostiziert daher Robert Rennie, Leiter der Rohstoff- und Kohlenstoffforschung bei der Westpac Banking Corp., und nannte als Gründe für seine Einschätzung auch die Sanktionen gegen russische Ölproduzenten. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass wir uns nun wieder in einer Handelsspanne von 60 bis 65 US-Dollar befinden, mit einem späteren Durchbruch unter 60 US-Dollar."

28. Oktober 2025

OPEC+: Förderanhebung wohl auch im Dezember

Die OPEC+ dürfte bei ihrem Treffen am Wochenende nach aktuellem Stand eine weitere moderate Ausweitung der Ölproduktion beschließen. Das berichteten gestern mehrere Delegierte aus dem Umfeld des Bündnisses.

Demnach dürfte bei der am Sonntag stattfindenden Videokonferenz der acht OPEC+ Länder, die aktuell noch freiwillig Förderkürzungen umsetzen, eine weitere Anhebung der Fördermengen um 137.000 B/T verabschiedet werden. Diese Menge entspricht der Anhebung, die auch schon für Oktober und November beschlossen worden war.

Nach zwei Verlusttagen in Folge stabilisieren sich die Rohölfutures an ICE und NYMEX heute. Der Fokus am Markt liegt dabei heute auf der OPEC+ und dem möglichen Handelsabkommen zwischen den USA und China, während die Marktteilnehmer auch weiterhin die Wirksamkeit der neuen Sanktionen gegen Russland abwägen.

Einem weiteren Preisauftrieb wirkt entgegen, dass die OPEC+ laut Insiderangaben im Dezember einen weiteren moderaten Förderanstieg um 137.000 B/T ins Auge fasst. Das Förderbündnis hatte seine Produktion mehrere Jahre teils massiv gedrosselt, um den Markt zu stabilisieren. Seit April werden die Kürzungen jedoch schrittweise wieder zurückgenommen, beginnend mit den freiwilligen Zusatzkürzungen, an denen sich acht der 23 Mitgliedsländer beteiligen.

Unterstützung erhalten die Preise hingegen durch die Aussicht auf Fortschritte im Handelsstreit zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt. US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping wollen sich am Donnerstag in Südkorea treffen. Dabei könnte offenbar ein neues Handelsabkommen finalisiert werden, auf dessen Rahmen sich die beiden Länder im Vorfeld geeinigt haben sollen (27.10.2025 China und USA einigen sich auf Rahmenvertrag im Handelsstreit).

Erst letzte Woche hatten die beiden Rohölfutures ihre größten Wochengewinne seit Juni verzeichnet, nachdem die USA erstmals in Trumps zweiter Amtszeit Sanktionen gegen Russland verhängt hatten, darunter Maßnahmen gegen die beiden größten Ölkonzerne Lukoil und Rosneft. Vor allem letztere hatten zuletzt auch im Inland für Unruhe gesorgt, da die deutsche Tochter der Rosneft nicht von den Sanktionen ausgenommen ist.

Das unter Treuhandverwaltung stehende Unternehmen ist aber nach wie vor Hauptanteilseigner der wichtigen PCK-Raffinerie in Schwedt, die für Berlin und Brandenburg von entscheidender Bedeutung ist, weshalb die Bundesregierung aktuell unter Hochdruck nach einer Ausnahmeregelung mit Washington sucht (24.10.2025 Trotz US-Sanktionen: Merz zuversichtlich bei Rosneft Deutschland). Möglicherweise könnte eine solche inzwischen gefunden sein, zumindest für eine erste Frist von sechs Monaten, die die US-Regierung Deutschland in Aussicht gestellt haben soll.

Für die globalen Ölmärkte markieren die Sanktionen eine „klare Verschiebung von Überangebotsängsten hin zu Störungsrisiken“, meint Charu Chanana, Chefstrategin bei Saxo Markets. „Dennoch könnte der Markt dies eher als kurzfristige geopolitische Prämie denn als nachhaltigen Preistreiber einstufen – sofern die Sanktionen nicht stärker greifen oder alternative Lieferungen ausbleiben.“

Dafür spricht, dass der Ölmarkt trotz der jüngsten Erholung auf den dritten Monatsverlust in Folge zusteuert. Befürchtungen über ein Überangebot lasten weiter auf den Preisen, da die OPEC+ und konkurrierende Förderländer ihre Kapazitäten hochfahren. Zudem spricht das Tauwetter im US-chinesischen Handelsstreit für eine stabilere Nachfrageerwartung, die ebenfalls bearish auf die Preise wirkt.

In diesem Zusammenhang dürften die Anleger auch auf die Fed-Zinsentscheidung warten, die morgen Abend ansteht. Laut der Markterwartung wird die US-Notenbank auch in diesem Monat wieder eine Zinssenkung veranlassen, die sich positiv auf die Konjunktur und damit auch auf die Ölnachfrage auswirken würde. Allerdings dürfte die Entscheidungsfindung für die Fed in diesem Monat schwieriger sein als sonst, da aufgrund des Regierungs-Shutdowns in den USA zahlreiche wichtige Datenveröffentlichungen ausgefallen sind – so etwa auch der für die Fed besonders wichtige Arbeitsmarktbericht.

Aus fundamentaler Sicht fällt unsere Einschätzung heute neutral aus, da kurzfristig bullishe Faktoren wie Handelsgespräche zwischen China und den USA oder auch die Russland-Sanktionen durch die weiterhin durch und durch bearishe Aussicht auf ein Überangebot ausgeglichen werden. In diese Kerbe schlägt heute vor allem die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Produktionsanhebung der OPEC+ im Dezember.

27. Oktober 2025

China und USA einigen sich auf Rahmenvertrag im Handelsstreit

In wenigen Tagen ist es so weit und der US-Präsident Donald Trump trifft seinen Amtskollegen Xi Jinping in Südkorea – ein mit großer Spannung erwartetes Zusammentreffen, könnte es doch vielleicht das Ende der Zollstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern bringen. Die Weichen dafür scheinen gelegt, denn sowohl aus Peking, als auch aus Washington hieß es am Sonntag, man sei zu einer vorläufigen Einigung gelangt.

Nach Abschluss der hochrangigen Vorverhandlungen in Malaysia bestätigte Li Chenggang, Vizesekretär im chinesischen Handelsministerium, beiden Seiten hätten einen einstweiligen Konsens zu Themen wie Exportkontrollen, Fentanyl und Schifffahrtsabgaben erzielt. Und auch US-Finanzminister Scott Bessent sprach von positiven Verhandlungen und erklärte Trumps Drohung von 100% Zöllen auf chinesische Waren sei „de facto vom Tisch“. Gleiches gelte wohl auch für ein Exportkontrollsystem für seltene Erden, das China angekündigt hatte.

Zum Start in die neue Woche sind die neuen Sanktionen gegen Russland wieder etwas in den Hintergrund gerückt. Stattdessen richtet sich der Fokus in dieser Woche auf die Handelsgespräche zwischen den USA und China, nachdem am Wochenende offenbar der Rahmenvertrag für ein neues Handelsabkommen verabschiedet werden konnte.

Spitzenunterhändler beider Seiten erklärten, man habe sich in mehreren entscheidenden Punkten geeinigt und damit den Weg für ein Abkommen frei gemacht, das US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Donnerstag finalisieren könnten. Da-mit schwinden Marktbefürchtungen, dass Strafzölle und Exportbeschränkungen zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt das globale Wirtschaftswachstum belasten könnten.

Ganz haben die Marktbeobachter die Sanktionen gegen Russland aber noch nicht abgeschüttelt. So meint etwa Marktanalyst Tony Sycamore von der IG, das positive Signal aus den Handelsgesprächen kompensiere Sorgen, Russland könne die jüngsten US-Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil unterlaufen, indem es größere Rabatte anbiete und Schattenflotten einsetze, um Käufer anzulocken. Und auch Yang An von Haitong Securities warnt, dass erneut Überangebotsrisiken entstehen könnten, sollten die Sanktionen weniger Wirkung zeigen als erwartet.

In der letzten Woche hatten sich die Ölpreise schlagartig von ihrem Fünfmonatstief erholt, als die USA die beiden größten russischen Energiekonzerne Lukoil und Rosneft auf die Sanktions-liste setzten. Brent legte in der Reaktion darauf fast 8 % zu. Allerdings bleibt die erwartete Angebotsschwemme in ihren erwarteten Auswirkungen so stark bearish, dass die Preisrally schon am Freitag ausgebremst wurde – zumal OPEC-Mitglied Kuwait an die enorme Reservekapazität des Förderbündnisses erinnerte, mit dem jede Angebotsknappheit aus Russland aus-geglichen werden könne.

„Die Hoffnung auf ein baldiges Handelsabkommen zwischen den USA und China ist positiv für die Stimmung in Bezug auf die Wirtschaft und die Ölnachfrage – und sie verstärkt heute Mor-gen die Risikoaufschläge im Zusammenhang mit Russland“, kommentiert Ölmarktexpertin Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights in Singapur. „Doch das Überangebot im Markt dürfte die Gewinne begrenzen. Brent könnte in seine frühere Komfortzone im hohen 60-Dollar-Bereich zurückkehren.“

Zu den wichtigen Marktfaktoren gesellt sich in dieser Woche neben Handelsstreits, Sanktionen und Angebotsüberschuss außerdem wieder die Zinspolitik, denn sowohl die Fed, als auch die EZB treffen sich in dieser Woche zum Zinsentscheid. Vor allem in den USA wartet man gespannt auf die Ergebnisse am Mittwochabend, da wahrscheinlich eine weitere Zinssenkung beschlossen wird. Sicher ist das allerdings nicht, denn die Fed hatte es diesmal wegen des US-Shutdowns nicht gerade leicht, eine fundierte Entscheidung zu treffen, da zahlreiche wichtige Statistiken, darunter auch die Arbeitsmarktdaten ausfielen.

24. Oktober 2025

Kuwait: OPEC+ bei Bedarf bereit für weitere Produktionssteigerungen

Die US-Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil sorgten am gestrigen Donnerstag für einen starken Preisanstieg an den Ölbörsen in Großbritannien und den USA. Allerdings zeigten sich bereits gestern einige Analysten skeptisch im Hinblick auf die Wirkungskraft der Sanktionen. Ein Grund dafür ist unter anderem die vorhandene Reserve-kapazität der OPEC. Die Organisation ist laut Aussagen Tariq Al Roumi, dem Ölministers von Kuwait, auch bereit, ihre Produktionsmengen weiter zu steigern, sollte dies im Zuge der neuen Russland Sanktionen nötig sein.

Ich gehe davon aus, dass jede Entscheidung, Sanktionen zu verhängen, sich sicherlich positiv auf die Preise auswirken wird, antwortete der Minister auf eine Frage von Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters. Al Roumi zufolge gebe es bereits Anzeichen dafür, dass sich die Nachfrage aufgrund der Sanktionen von russischem Öl zunehmen auf Öl aus der Golfregion bzw. dem Nahen Osten verschiebt.

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX steuern derzeit auf den stärksten Wochengewinn seit Anfang Juni zu. Zumindest auf kurze Sicht drängten sich in dieser Woche die geopolitischen Risiken wieder in den Vordergrund, wobei technische Faktoren den Preisanstieg begünstigten.
Während der Regierungs Shutdown in den USA andauerte, rückte der Fokus in dieser Woche wieder zunehmend auf die geopolitischen Risiken im Hinblick auf den Ukraine Krieg. So stützte bereits Anfang der Woche die Meldung über die Beeinträchtigung des Betriebs der Gasverarbeitungsanlage im russischen Orenburg, die auch zu einem Rückgang der Produktion an Kasachstans Ölfeld Karatschaganak führte.
Zudem drohten die USA Indien weiter mit einer Erhöhung der Strafzölle, sollte das Land seine Rohölimporte aus Russland nicht beenden. Mitte der Woche schwenkte die US Regierung dann um und verhängte direkte Sanktionen gegen Russland, nachdem Präsident Trump monatelang damit gedroht, konkrete Maßnahmen dann aber immer wieder vermieden hatte.
Allerdings bleibt die Frage, wie nachhaltig die US-Sanktionen zu denen gestern auch noch die Massnahmen aus dem 19. Sanktionspaket der EU hinzu kamen die Preise tatsächlich stützen werden. Da die OPEC über Reservekapazitäten verfügt, ist eine einseitige Erholung unwahrscheinlich, meint dazu der Analyst Satoru Yoshida von Rakuten Securities, dessen Einschätzung durch die Äusserungen des kuwaitischen Ölministers untermauert werden, welcher angab, dass die OPEC ihre Fördermengen bei Bedarf weiter steigern würde.
Yoshida weist ausserdem darauf hin, dass die Käufe, die die US Sanktionen und die damit einhergehenden Sorgen über eine mögliche knappe Versorgungslage auslösten, heute Morgen bereits wieder nachgelassen haben. Seiner Ansicht nach dürfte WTI in naher Zukunft innerhalb einer Spanne zwischen 60 und 70 Dollar gehandelt werden.
Bevor der nächste Produktionsbeschluss der OPEC8+ ansteht (2. November), werden kommende Woche aber erst einmal die beiden Zinssitzungen von EZB und Fed, sowie das Gespräch zwischen US Präsident Trump und Chinas Staats- und Regierungschef Xi Jinping über die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China in den Fokus rücken. Weitere Zinssenkungen und Fortschritte im Handelsstreit zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt wären stützende Faktoren für die Ölpreise

23. Oktober 2025

USA verschärfen Russland-Sanktionen

Lange hatte der Markt darauf gewartet, nun hat die US-Regierung die direkten Sanktionen gegen Russland noch einmal verschärft. Damit will man Moskau weiter in die Enge treiben, was die Beendigung des Kriegs in der Ukraine betrifft. So wurden der staatliche russische Ölkonzern Rosneft PJSC und das Ölunternehmen Lukoil PJSC auf die Sanktionsliste gesetzt.
Das US-Finanzministerium begründete die Sanktionen in einer Erklärung am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung damit, dass "Russland sich nicht ernsthaft für einen Friedensprozess zur Beendigung des Krieges in der Ukraine engagiert". Bislang hatte US-Präsident Trump versucht, Russland über Sekundärzölle abzustrafen, indem er beispielsweise Indien Zölle für dessen Importe an russischem Öl aufbrummte und drohte, diese noch stärker anzuheben. Auch von Japan und China hatte Trump gefordert, die Energieimporte aus Russland zu beenden.

Nachdem sich die Trump-Regierung lange Zeit gelassen hatte, um weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, war es gestern soweit: Das US-Finanzministerium teilte mit, dass die beiden russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil auf die Sanktionsliste gesetzt worden seien. Bei den Rohölpreisen an den Ölbörsen führte dies zu einem Anstieg, im Zuge dessen WTI mittlerweile zum ersten Mal seit dem 10. Oktober wieder über 60 Dollar geklettert ist, während sich Brent der 65 Dollar-Marke nähert.

"Dies ist definitiv eine der bedeutenderen Maßnahmen, die die USA ergriffen haben, aber ich glaube, dass sie durch die weit verbreitete Nutzung illegaler Finanznetzwerke abgeschwächt werden", so die Einschätzung der Analystin Rachel Ziemba vom Center for a New American Security in Washington zur Wirkung der Sanktionen auf das russische Ölangebot. "China und Indien werden wahrscheinlich etwas weniger kaufen, aber es wird keinen plötzlichen Stopp für russisches Öl geben", fügt Ziemba hinzu.

Auch Thomas Graham, Fellow beim Council on Foreign Relations, ist nicht wirklich überzeugt, dass die Sanktionen Wirkung zeigen werden. "Wenn das Weiße Haus glaubt, dass dies zu einer radikalen Änderung des Verhaltens des Kremls oder der Politik Putins führen wird, macht es sich etwas vor – und ich glaube nicht, dass sie das tatsächlich glauben", meint Graham, der fortfährt: "Sanktionen wirken langsam, und der Kreml ist sehr gut darin, solche Sanktionen zu umgehen".

So bleibt abzuwarten, wie lange die neuen US-Sanktionen die Ölpreise an ICE und NYMEX stützen werden, zumal im Hinblick auf die kurzfristigen Ausfälle des kasachischen Ölangebots bereits gestern Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Fördermengen aufkamen. Davon abgesehen werden sich die Marktteilnehmer an ICE und NYMEX in den kommenden Tagen nicht allzu weit mit tatsächlichen Käufen aus dem Fenster lehnen wollen, stehen doch nächste Woche nicht nur das Treffen zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping zum Thema Handel auf der Agenda, sondern auch die Zinssitzungen von EZB und Fed.

Zwar rechnet der Markt damit, dass die US-Notenbank die Zinsen erneut um 25 Basispunkte senken wird, kurz vor Bekanntgabe der Sitzungsergebnisse halten sich die Trader jedoch für gewöhnlich bedeckt, was risikoreichere Manöver anbelangt. Abgesehen davon stehen am morgigen Freitag zunächst noch die US-Inflationsdaten für September zur Veröffentlichung an, die für die Fed ein wichtiger Entscheidungsfaktor sind.
Für den ersten Sonntag im November ist dann auch schon die nächste Videokonferenz der acht OPEC+-Länder geplant, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis stärker gedrosselt haben als nötig. Da der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, im November nach Washington reisen will, wo er Medienberichten zufolge am 18. November im Weißen Haus mit US-Präsident Trump sprechen wird, ist durchaus denkbar, dass die OPEC8+ auch für Dezember eine weitere Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen ankündigen werden. Schließlich hat Trump bereits zu Beginn seiner zweiten Amtszeit als Präsident von der OPEC(+) gefordert, die Produktion wieder zu erhöhen, um die Ölpreise sinken zu lassen.

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