16.5.25
Iranisches Öl: Begrenzter Spielraum trotz möglichem Atomdeal
Nach zwei Tagen mit teils deutlichen Kursverlusten haben sich die Ölpreise am Freitag stabilisiert. Ein mögli-cher Atomdeal zwischen den USA und dem Iran bleibt ein bearisher Einfluss, auch wenn eine Sanktionsaufhe-bung das globale Ölangebot möglicherweise nur moderat beeinflussen würde. Dennoch bleibt die Aussicht auf eine Angebotsschwemme in den kommenden Monaten bestehen.
Am Donnerstag waren die Ölpreise an ICE und NYMEX zwischenzeitlich um 2,4 Prozent gefallen, nachdem Donald Trump erklärt hatte, man stehe kurz vor einer Einigung mit Teheran. Zuvor hatte auch der Iran seine Bereitschaft für ein Abkommen signalisiert. Trotz erster Euphorie dämpften Kommentare aus Insiderkreisen die Freude, denn die Differenzen zwischen den beiden Parteien seien nach wie vor sehr gross.
Ähnliches dürfte wohl auch auf die gleichermaßen schwierigen Ukraine Verhandlungen zutreffen. Erst gestern war das von der Weltöffentlichkeit mit Spannung erwartete direkte Treffen zwischen dem ukrainischen Präsi-denten Wolodymyr Selenskyj und Kreml-Chef Wladimir Putin geplatzt (15.05.2025 Ukraine-Verhandlungen ohne Putin und Trump).
Stattdessen werden in den kommenden Tagen offenbar Handelsdelegationen mit einander sprechen. So soll es heute in Istanbul eine erste Reihe von trilateralen Gesprächen geben, an denen neben der Ukraine, Russ-land und der Türkei auch die USA teilnehmen werden. Dies gab das türkische Außenministerium bekannt. Ob es auch ein Gespräch mit allen vier Delegationen geben wird, sei zur Stunde aber noch unklar.
Erfolgreiche Verhandlungen würden auch hier für eine Lockerung oder das Ende von Sanktionen sorgen dies-mal gegen Russland. Entsprechend würde eine Einigung ebenfalls bearish wirken, da dann wohl mit einer grösseren Menge von russischem Öl auf dem Weltmarkt gerechnet werden muss.
Entsprechend bleibt die fundamentale Ausgangslage auch heute eher bearish, denn die allgemeinen Ange-botsaussichten signalisieren weiterhin eine Überversorgung. Dies bestätigten auch die drei Monatsberichte von EIA, OPEC und IEA, obwohl vor allem die letzten beiden die Aussichten nicht mehr ganz so düster sehen wie noch im Vormonat. Dennoch bleibt die Nachfrageentwicklung im Umfeld der ungeklärten Zollstreits frag-lich und die Angebotslage allein durch die OPEC+ Förderanhebung äußerst robust.
15.5.25
Iran signalisiert Bereitschaft zu Nukleardeal
Die Ölpreise sind am Donnerstag im frühen Handel um fast einen Dollar gefallen. Auslöser waren dabei vor allem die Spekulationen über ein mögliches Nuklearabkommen zwischen den USA und dem Iran.
„Neue Verkaufswellen wurden durch die Erwartung ausgelöst, dass ein US-Iran-Deal die zuletzt verschärften US-Sanktionen gegen den Iran lockern und damit das globale Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage bei Rohöl verändern könnte“, erläutert Yuki Takashima von Nomura Securities den jüngsten Preisrückgang.
Ein iranischer Regierungsvertreter hatte gestern erklärt, Teheran sei bereit, einem Abkommen mit den USA zuzustimmen, sollte im Gegenzug eine Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen erfolgen. Auch, wenn die Kommentare am Markt als ein klares Bekenntnis für einen neuen Deal gewertet werden, dürfte der Weg dahin durchaus noch lang sein, denn eine komplette Aufhebung der US-Sanktionen scheint aktuell eher unwahrscheinlich. Eine offizielle Äußerung von Donald Trump steht allerdings noch aus.
Die Rohölpreise hatten bereits am Mittwoch etwas nachgegeben, wofür zum Teil auch die US-Ölbestandsdaten verantwortlich waren, die einen recht deutlichen Anstieg der Rohölbestände zeigten – und damit eine viertägige Gewinnserie beendeten, in der die Ölpreise um rund 10 Prozent zugelegt hatten. Der vorherige Preisanstieg war vor allem durch das vorläufige Zollabkommen zwischen den USA und China sowie durch zunehmenden Druck seitens der USA auf die iranische Ölförderung getrieben worden.
Trotz der jüngsten Schwankungen liegen die Ölpreise seit Jahresbeginn weiterhin rund 13 Prozent im Minus. Sollte im Zuge eines neuen Atomabkommens tatsächlich wieder iranisches Öl in größerem Umfang auf den Markt zurückkehren, dürfte sich im weiteren Jahresverlauf das befürchtete Überangebot verschärfen – insbesondere, nachdem die OPEC+ im vergangenen Monat damit begonnen hat, seit 2022 zurückgehaltene Fördermengen schrittweise wieder freizugeben.
Allerdings hat der gestern veröffentlichte OPEC-Monatsbericht klar gezeigt, dass das Förderbündnis die angekündigte Geschwindigkeit der Produktionsanhebungen wohl doch nicht so ohne weiteres umsetzen kann. Die acht Länder, deren Zusatzkürzungen am April abgebaut werden sollen, förderten im vergangenen Monat gerade einmal 25.000 B/T mehr – weit entfernt von den geplanten 138.000 B/T. Die OPEC+ insgesamt förderte im April sogar 110.000 B/T weniger als im März.
Im Mai und Juni hatte die OPEC+ eigentlich eine Angebotserhöhung um jeweils 411.000 B/T vorgesehen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Mengen tatsächlich auch auf den Markt zurückkehren werden. Wie es im Sommer mit den Förderanhebungen weiter gehen soll, wird bei der nächsten OPEC+ Sitzung am 1. Juni entschieden.
„Rohöl befindet sich weiterhin in einem mittelfristigen Abwärtstrend“, kommentiert Analyst Zhou Mi vom Forschungsinstitut von Chaos Ternary Futures Co. Die geplanten Produktionssteigerungen der OPEC+ und die geopolitische Entspannung wirkten auf die Angebotsseite lockernd. Die vorübergehende Pause im US-chinesischen Handelskonflikt könnte zwar die Kraftstoffnachfrage stützen und die Raffineriemargen verbessern, das dürfte den Abwärtsdruck auf die Preise aber nur begrenzt dämpfen, so der Experte.
Heute Vormittag wartet man am Ölmarkt nun noch auf die Prognosen der IEA, die nach EIA und OPEC heute noch ihren monatlichen Marktbericht veröffentlichen wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieser deutlich bearisher ausfallen als der optimistische Bericht der OPEC von gestern. Die IEA hatte im letzten Monat ihre Nachfrageprognosen nach unten korrigiert und die Angebotslage deutlich überversorgt gesehen.
14.5.25
Iran erneut von USA sanktioniert
Das vorübergehende Handelsabkommen zwischen den USA und China hat sicherlich einen großen Teil von Unsicherheiten aus dem Markt genommen. Seit Einsetzung der Zölle im März war dies der größte Belastungsfaktor für die Ölpreise, sodass diese nun bullish auf die Entwicklungen reagieren.
Die Analysten bei Rystad sind der Meinung, dass die Vereinbarung zwischen USA und China „einen gewissen Pessimismus auf der Nachfrageseite ausgeräumt“ habe, sie warnen jedoch davor, dass die negativen Folgen der zwischenzeitlich hohen Zölle noch einen nachgelagerten Effekt haben können.
„Handelsoptimismus und die Drohungen iranischer Sanktionen haben dem Ölmarkt starken Rückenwind verliehen“, so ING Analyst Warren Patterson. Sowie die Zollstreitigkeiten nicht mehr das wichtigste Thema sind, „dürfte sich die Aufmerksamkeit wieder auf das Angebot der OPEC+ richten und darauf, ob die Gruppe ihre aggressiven Fördererhöhungen im Juli fortsetzt, wovon wir ausgehen.“
Auch bei Goldman Sachs rechnet man im Juli mit einer weiteren Anhebung des OPEC Angebots um 411.000 B/T (12.05.2025 Goldman Sachs: OPEC+ dürfte Fördererhöhungen im August stoppen). Auch wenn die Meldungen zuletzt generell bullish waren, sind und bleiben die Produktionssteigerungen der OPEC bearish und bilden so ein Gegengewicht zu den stützenden fundamentalen Nachrichten. Am Ende geht es – auch beim Handelskrieg – um Angebot und Nachfrage, und hier bleibt der Ausblick für die zweite Jahreshälfte sowie 2026 eher bearish.
13.5.25
Tripolis: Eskalation gefährdet Libyens Ölindustrie
Die Ölpreise können heute nicht an ihr gestriges Zweiwochenhoch anknüpfen und geben leicht nach. Wo gestern noch Optimismus über eine vorläufige Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China für Auftrieb gesorgt hatte, treten heute wieder die übergeordneten Angebotssorgen am Ölmarkt ins Zentrum des Interesses.
China und USA hatten sich am Wochenende darauf geeinigt, ihre gegenseitigen Strafzölle für mindestens 90 Tage zu senken. Diese Einigung trieb die Finanzmärkte, den US-Dollar sowie die Ölpreise deutlich nach oben. Bei der ING warnt man jedoch: „Die Entspannung im Handelskonflikt zwischen China und den USA ist zwar grundsätzlich positiv, aber die Unsicherheit darüber, was nach den 90 Tagen passiert, bleibt bestehen – und das könnte die Ölnachfrage weiterhin belasten“.
Die Analysten der niederländischen Großbank erinnern zudem an die steigenden Fördermengen, die den Markt mittel- und langfristig unter Druck setzen: „Zwar war die Nachfrage lange Zeit ein zentrales Thema, doch inzwischen sorgt das höhere Angebot von OPEC+ dafür, dass der Markt in diesem Jahr mehr als gut versorgt bleiben dürfte“. Entscheidend werde laut der ING-Experten sein, ob die OPEC+ die geplanten Förderausweitungen im Mai und Juni wie angekündigt umsetzt.
Weitere Unsicherheitsfaktoren kommen aktuell auch wieder vermehrt von geopolitischer Seite. Neue politische Unruhen in Libyen könnten dabei recht schnell zu einer leichten Verknappung des globalen Ölangebotes führen. Gleichzeitig könnten aber erfolgreiche Atomverhandlungen und Friedensgespräche zu Lockerungen der Sanktionen gegen den Iran und/oder Russland führen.
Entsprechend richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer in dieser Woche wieder verstärkt auf die verschiedenen Brennpunkte der Nahost-Diplomatie. So hatte Donald Trump am Wochenende Fortschritte in den Atomgesprächen mit dem Iran signalisiert – was Erwartungen weckte, dass schon bald wieder mehr iranisches Öl ganz legal auf den Weltmarkt gelangen könnte.
Der US-Präsident startet heute seine mit Spannung erwartete Reise in den Nahen Osten mit einem ersten Halt in Saudi-Arabien, einem der wichtigsten OPEC+ Partner. Zudem signalisierte er die Möglichkeit seiner Teilnahme an potenziellen Friedensgesprächen zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul. Ob diese jedoch stattfinden, bzw. ob Wladimir Putin tatsächlich zu Gesprächen mit Wolodymyr Selenskyj bereit ist, bleibt abzuwarten.
„Trumps Besuch im Nahen Osten steht im Fokus möglicher Gespräche über Förderpolitik und Friedensinitiativen für Gaza und die Ukraine“, fasst Ölmarktexpertin Vandana Hari von Vanda Insights die Bedeutung der Reise zusammen. Aus ihrer Sicht bleibt aber auch die US-Zollpolitik ein zentrales Thema: „Abkommen mit anderen großen Handelspartnern könnten die Stimmung heben – wenn auch nur mit begrenztem Einfluss auf die Ölpreise.“
Insgesamt fällt die fundamentale Ausgangslage damit heute erst einmal wieder neutral aus. Zwar bleibt die Hoffnung, dass langfristige Handelskriege sich mit weiteren Deals abwenden lassen, die übergeordnete Unsicherheit am Ölmarkt bleibt allerdings bestehen, während die Prognosen mittel- und langfristig weiterhin auf eine Überversorgung hindeuten.
12.5.25
USA und China nähern sich im Handelsstreit deutlich an
In der vergangenen Woche holten die beiden Rohölkontrakte Brent und WTI einen Großteil des Preisrückgangs, den sie in der Vorwoche verzeichnet hatten, wieder ein. Nachdem Brent bereits Donnerstag wieder ein Settlement oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 60 Dollar pro Barrel gelungen war, verzeichnete am Freitag auch der US-Rohölkontrakt WTI einen Settlementpreis oberhalb dieses Niveaus.
Ob sich die beiden Rohölkontrakte oberhalb dieses Niveaus halten und vielleicht sogar noch weiter zulegen können, dürfte nun nicht zuletzt davon abhängen, wie schnell die jüngsten Straf- und Vergeltungszölle der USA und Chinas wieder gesenkt bzw. vollständig zurückgenommen, wobei Letzteres die unwahrscheinlichere Variante ist. Die positiven Meldungen, die nach der Gesprächsrunde vom Wochenende im schweizerischen Genf aus beiden Lagern zu vernehmen sind, dürften den Preisen an den Ölbörsen heute Vormittag erst einmal weiteren Auftrieb geben, auch wenn konkrete Details zum "grundlegenden Fortschritt", den man laut US-Finanzminister Scott Bessent und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer am Wochenende machte, erst noch bekannt gegeben werden sollen.
Sollten die Zölle jedoch nicht maßgeblich gesenkt werden, könnte der stützende Effekt des am Wochenende offenbar gefundenen "Konsenses" bald wieder Geschichte sein und die Unsicherheit der Marktteilnehmer wieder zurückkehren. "Ob das Zollproblem grundlegend gelöst werden kann und inwieweit die Spannungen nachlassen werden, muss noch geprüft werden", zeigt sich auch Analyst Gao Jian von Qisheng Futures Co. skeptisch. Seiner Ansicht nach bleibt das Potenzial für einen weiteren Preisanstieg "begrenzt", solange es keine wirklich bullishen Entwicklungen in den Bereichen Makroökonomie, Fundamentaldaten oder Geopolitik gibt.
In Sachen Geopolitik sprechen auch die Gespräche zwischen Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm derzeit wieder eher für neue bearishe Impulse. Sollten sich die beiden Parteien auf ein Atomabkommen einigen können, dürften zahlreiche Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor wegfallen und das weltweite Ölangebot könnte zusätzlich zu den Produktionssteigerungen der OPEC+ auch noch durch umfangreiche Menge aus der Islamischen Republik erhöht werden, die sich wegen der Sanktionen nicht an den Förderkürzungen der Allianz beteiligt hatte.
Auch die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Krieg könnten zu einem Anstieg des weltweiten Ölangebots führen, sollte es tatsächlich bald zu ernst gemeinten Friedensverhandlungen kommen. Ob dies der Fall ist, wird sich am Donnerstag zeigen, wenn sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Szelensky und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin in Istanbul erstmals zu Gesprächen treffen könnten. Im Falle eines Friedensabkommens zwischen Russland und der Ukraine dürften Sanktionen gegen den russischen Energiesektor wegfallen und das Angebot des größten nicht-OPEC-Förderlands der OPEC+ dürfte zunehmen.
9.5.25
US-Sanktionen machen chinesischen Raffinerien das Leben schwer
Nach dem gestrigen Kursanstieg verteidigen die Notierungen an ICE und NYMEX heute zunächst ihre Gewinne. Nach wie vor bliebt die amerikanische Handelspolitik ein entscheidendes Thema, nachdem gestern ein erster Deal mit Großbritan-nien geschlossen wurde.
Donald Trump hatte es im Vorfeld als epochales, bahnbrechendes Handelsabkommen angepriesen. Letztendlich konnte der Deal, den Trump und sein britischer Amtskollege Keir Starmer gestern verkündete, diese hohen Erwartungen dann aber doch nicht erfüllen. Großbritannien wird die Zölle auf US Importe von 5,1 Prozent auf 1,8 Prozent senken. Im Gegen-zug werden die Zölle auf britische Autos gesenkt, aber der Zoll von 10 Prozent auf die meisten anderen Waren wird auf-rechterhalten.
Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die USA langsam von ihrer aggressiven Haltung in Zollfragen abrücken. Dies wäre auch für die ersten Verhandlungen mit China wünschenswert, die morgen in der Schweiz zwischen US Finanzminister Scott Bessent und dem chinesischen Vizepremier He Lifeng stattfinden sollen.
Trump hatte sich im Vorfeld zuversichtlich gezeigt und von „greifbarem Fortschritt“ gesprochen. Aus China kommen aller-dings weiterhin skeptische Stimmen. Peking wiederholte seine Aufforderung an Washington, die Zölle noch vor Verhand-lungsbeginn zu senken, um Entgegenkommen zu zeigen. Dies hatte der USPräsident gestern noch klar ausgeschlossen.
Die Ölpreise sind seit Jahresbeginn ziemlich unter Druck geraten, woran Donald Trumps Zollpolitik einen entscheidenden Anteil hat. So befürchtet man am Markt, dass die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft auch die Nachfrage beeinträchti-gen wird und das, während die OPEC+ ihre Fördermengen schneller anhebt als erwartet. Umso größer sind die Hoffnun-gen der Marktteilnehmer, dass die erfolgreichen Verhandlungen mit Großbritannien ein Zeichen für die Verhandlungen mit China sind.
Es könnte verfrüht sein, anzunehmen, dass das Abkommen mit dem Vereinigten Königreich den Weg für Fortschritte in komplexeren Verhandlungen mit China ebnet, warnt jedoch Charu Chanana, Anlagestrategin bei Saxo Markets. Der ent-scheidendere Faktor für den Ölmarkt bleibt das Angebot die Entscheidung der OPEC, die Produktionsausweitung zu be-schleunigen, stellt eine strategische Kehrtwende dar und verstärkt die Abwärtsrisiken für die Ölpreise.
8.5.25
Trump: Keine Zollsenkungen vor Handelsgesprächen
Auch am Donnerstag bleibt Trumps Zollpolitik das Hauptthema an den Ölbörsen und sorgt heute wieder für leicht steigenden Kurse – denn offenbar ist den USA ein „bedeutendes“ Handelsabkommen mit einem "großen und hoch angesehenen Land" geglückt. Das verkündete Donald Trump zumindest gestern über sein Online-Sprachrohr Truth Social.
Um welches Land es sich konkret handele, sagte der US-Präsident nicht, dafür wolle er am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) eine Pressekonferenz abhalten. Die New York Times spekuliert, dass es sich wohl um ein Abkommen mit Großbritannien handeln dürfte.
Die Meldung erfolgte kurz vor einem Treffen zwischen US-Finanzminister Scott Bessent und Chinas oberstem Wirtschaftsverantwortlichen He Lifeng am 10. Mai in der Schweiz. Nach wochenlangem Hin und Her kommt es erstmals zu Gesprächen zwischen den beiden Ländern, die im besten Fall zu einer Beilegung des Handelskrieges führen. USA und China sind die beiden größten Volkswirtschaften der Welt; ihre Spannungen gelten als erheblicher Risikofaktor für die globale Rohölnachfrage.
Trump hatte am Mittwoch allerdings noch klar gemacht, dass er nicht bereit sei, bestehende US-Zölle auf chinesische Produkte zu senken, um Peking an den Verhandlungstisch zu bringen. Finanzminister Bessent bezeichnete die bevorstehenden Gespräche als Einstieg in den Dialog, nicht als bereits fortgeschrittene Verhandlungen. Es dürfte also durchaus noch ein weiter Weg sein bis zu einer tatsächlichen, spürbaren Senkung der extremen Handelszölle, mit denen sich die beiden Länder überzogen haben.
Der Ölmarkt war zuletzt deshalb wieder unter Druck geraten – ausgelöst durch Sorgen über die konjunkturellen Folgen von Trumps aggressiver Zollpolitik sowie durch die jüngste Entscheidung der OPEC+ zur stärkeren Produktionsanhebung. Laut Robert Rennie von Westpac Banking Corp. dürfte die stärkste Belastung der Nachfrage durch Zölle und Handelsstreitigkeiten im dritten Quartal dieses Jahres erreicht werden. Für das zweite Halbjahr erwartet er Ölpreise im Bereich der „mittleren bis oberen 50-Dollar-Marke“.
Wenig Überraschendes brachte gestern noch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, die wie erwartet ihre Leitzinsen unverändert beließ. Die Notenbankerinnen und -banker um Jerome Powell ignorierten damit Donald Trumps wiederholte Forderung nach niedrigeren Zinsen und betonten, dass man mehr Klarheit darüber benötige, wie sich die Zollpolitik auf die US-Konjunktur auswirke, bevor man über eine weitere Lockerung nachdenken könne. Die Unsicherheit über den Konjunkturausblick habe weiter zugenommen, so die Einschätzung der Währungshüter. Zudem sei die Inflation noch „etwas erhöht“.
7.5.25
USA und China bestätigen erstes Treffen im Zollkonflikt
Die Ölpreise setzten ihre Aufwärtsbewegung heute fort, nachdem sie gestern schon über drei Prozent gestiegen waren. Gestützt werden sie unter anderem von der Nachricht, dass Peking und Washington nun tatsächlich erste Gespräche aufnehmen wollen, um den eskalierenden Zollkrieg zu beenden. Die Marktteilnehmer fassen damit neue Hoffnung, dass sich der befürchtete konjunkturelle Abschwung in Folge von Donald Trumps neuer Zollpolitik doch noch abwenden lässt.
Erst am Montag waren Brent und WTI in die Nähe ihrer Mehrjahrestiefs vom 9. April abgerutscht, nachdem die OPEC+ beschlossen hatte, ihre Fördermengen schneller zu erhöhen als ursprünglich geplant. Diese Entscheidung hatte die Befürchtungen über eine Angebotsschwemme verschärft– zu einem Zeitpunkt, an dem die neuen US-Zölle ohnehin Sorgen über eine nachlassende Nachfrage geschürt hatten.
Allerdings haben die zuletzt eher niedrigen Preisniveaus auch dazu geführt, dass die äußerst preissensible US-Schieferölindustrie ihre Wachstumsprognosen zurückfahren musste (06.05.2025 Diamondback-Chef: US-Schieferölproduktion hat Höhepunkt erreicht). Diese Ankündigungen deuteten auf eine mögliche Schwächung der Produktion in den kommenden Monaten hin, erklärt Daniel Hynes von der ANZ Bank: „Wir haben bereits im vergangenen Monat gewarnt, dass sinkende Preise und rückläufige Bohraktivität das Risiko eines Rückgangs der US-Ölförderung erhöhen.“
Tatsächlich hat die EIA in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht die Prognosen zur US- Rohölproduktion im laufenden und um kommenden Jahr leicht nach unten korrigiert. Die Aussagekraft des Zahlenwerks bleibt allerdings begrenzt, da die Daten noch nicht die jüngste Produktionsausweitung der OPEC+ vom Wochenende mit berücksichtigen.
Unterdessen meldete das API gestern Abend gesunkene Bestände sowohl bei den Rohölvorräten, als auch im Zentrallager der USA in Cushing (Oklahoma) und gab damit einen weiteren bullishen Impuls an den Markt. Allerdings warten die Marktteilnehmer wie üblich auf die wichtigeren DOE-Bestandsdaten heute Nachmittag. Sollten sie die starken Abbauten bestätigen, könnte das den Notierungen an ICE und NYMEX weiteren Auftrieb geben.
Heute Abend wird dann noch die US-Zinspolitik in den Fokus rücken, wenn der amerikanische Notenbankvorsitzende Jerome Powell den jüngsten Zinsentscheid der Federal Reserve verkündet. Auch, wenn aller Wahrscheinlichkeit nach die Zinsen unverändert bleiben, hoffen und erwarten die Anleger doch, dass sich der oberste Währungshüter zu der mittel- bis langfristigen Vorgehensweise der Fed äußern wird. Zuletzt hatten die Mitglieder immer wieder betont, dass es noch zu früh sei, um die tatsächlichen Auswirkungen der Trumpschen Zollpolitik zu bewerten.
6.5.25
US-Schieferölproduktion hat Höhepunkt erreicht
Die jüngste Ankündigung einer weiteren umfangreichen Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht OPEC+-Ländern für Juni hatte Brent und WTI gestern die niedrigsten Settlementniveaus seit Februar 2021 beschert. Dabei konnten sich die beiden Rohölkontrakte von dem Preisrutsch, den sie noch am frühen Montagmorgen verzeichnet hatten, im gestrigen Tagesverlauf sogar wieder leicht erholen. Heute Morgen setzt sich die Erholung erst einmal fort.
Dies liegt einigen Analysten zufolge auch daran, dass die chinesischen Trader heute wieder mit in den Handel eingestiegen sind, nachdem in der Volksrepublik die Ferien anlässlich des Tags der Arbeit nun vorbei sind. "(...) China hat heute wieder geöffnet, und da es der größte Importeur ist, dürften sich die Käufer wahrscheinlich hineingestürzt haben, um sich Öl auf dem derzeitigen niedrigen Niveau zu sichern“, meint die Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova. Auch Warren Patterson von der ING Groep hält die Rückkehr der chinesischen Marktteilnehmer für einen möglichen stützenden Faktor und verweist zudem auf "erneute Hoffnungen auf Handelsgespräche". Nichtsdestotrotz besteht laut Patterson "aufgrund der anhaltenden Nachfrageunsicherheit und einer Änderung der OPEC+-Politik" weiterhin eher ein Abwärtsrisiko für die Ölpreise.
Der heute Morgen veröffentlichte Caixin Einkaufsmanagerindex aus dem chinesischen Dienstleistungssektor, der für April zwar weiterhin Wachstum signalisierte, allerdings deutlich niedriger ausfiel als erwartet, wird die Sorgen über die Ölnachfrage der Volksrepublik nicht gerade beschwichtigen. Dagegen konnte der Einkaufsmanagerindex aus dem US-Dienstleistungssektor, der bereits am Montagnachmittag erschien, mit einem höher als erwarteten Wert für April überzeugen.
Wenngleich zahlreiche Banken nach der jüngsten OPEC+-Ansage ihre Preisprognosen noch einmal gesenkt haben, so gehen Analysten Yeap Jun Rong von IG davon aus, dass der Preisrutsch von gestern Morgen wohl etwas überzogen war. "Die heutige leichte Erholung der Ölpreise scheint eher technischer als fundamentaler Natur zu sein", so Yeap Jun Rong, der wie Warren Patterson von der ING Groep auf die Abwärtsrisiken für die Ölpreise hinweist.
Am Markt wartet man heute erst einmal auf den neuesten Monatsbericht der EIA. Allerdings dürften die Statistiker des US-Energieministeriums darin die jüngste Ankündigung zur OPEC+-Produktion noch nicht miteinkalkuliert haben, sodass sich der Einfluss des Berichts auf die Ölfutures in Grenzen halten könnte. Die Mai-Monatsberichte von OPEC und IEA stehen erst nächste Woche auf der Agenda.
5.5.25
Zölle auf China-Importe werden "irgendwann" wieder gesenkt
Nachdem die acht Länder der OPEC+- Allianz, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis noch stärker drosseln als eigentlich vorgegeben, am Samstag für Juni eine weitere umfangreiche Produktionssteigerung ankündigten, startete der Nordsee-Rohölkontrakt Brent heute Morgen bereits unter dem psychologisch wichtigen Preisniveau von 60 Dollar pro Barrel in den Handel und auch WTI notierte deutlich günstiger. Das sich abzeichnende Tauwetter im Handelskrieg zwischen den USA und China konnte dies nicht verhindern.
Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass noch alles andere als absehbar ist, wie lange es noch dauern wird, bis sich die beiden größten Ölkonsumenten der Welt auf ein Handelsabkommen und damit auf eine Aufhebung oder zumindest beträchtliche Senkung der gegenseitigen Importzölle einigen können. Hinzu kommt, dass die Frage bleibt, wie stark sich die chinesische Ölnachfrage überhaupt erholen kann, wenn die Zölle aufgehoben oder reduziert werden. Schließlich hatte die Ölnachfrage aus dem Reich der Mitte den Marktteilnehmern schon lange vor dem Amtsantritt Trumps Sorgenfalten auf die Stirn gezeichnet.
Davon abgesehen bleibt auch abzuwarten, wie hoch die zusätzlichen Angebotsmengen tatsächlich ausfallen, die die OPEC+ im Mai und Juni auf den Markt zurückbringen wird. Theoretisch sollen die freiwilligen Zusatzkürzungen, zu denen sich acht Förderländer der Allianz im vergangenen Jahr bereit erklärt hatten, im Juni um weitere 411.000 B/T zurückgefahren werden (05.05.2025 OPEC lässt Notierungen einbrechen - Produktionssteigerung zum Juni). Allerdings müssen einige OPEC+-Produzenten auch noch Kompensationskürzungen dafür leisten, dass sie die eigentlichen Vorgaben mal kürzer-, mal längerfristig überschritten haben.
Der Produktionsanstieg der OPEC+ "kann einfach nicht aufgefangen werden", meint Analyst Ajay Parmar von ICIS. "Das Nachfragewachstum ist schwach, insbesondere angesichts der jüngsten Einführung von Zöllen", fügt Parmar hinzu. Die Ankündigung einer weiteren deutlichen Erhöhung der OPEC+-Fördermengen im Juni hat auch bereits dazu geführt, dass einige Analysten ihre Preisprognosen nach unten korrigiert haben.
Neben den Ökonomen der Barclays Bank haben beispielsweise auch die Analysten von Morgan Stanley ihre Erwartungen für Brent gesenkt. Die Nordseerohölsorte dürfte demzufolge im dritten und vierten Quartal 2025 nun im Durchschnitt nur noch 62,50 Dollar pro Barrel kosten, 5 Dollar weniger, als Morgan Stanley noch vor der jüngsten Videokonferenz der acht OPEC+-"Zusatzkürzer" am Samstag prognostiziert hatte.
2.5.25
2.5.25
Trump droht mit Sekundärsanktionen gegen Iran
Kurz vor dem Wochenende macht sich noch einmal Hoffnung breit, dass es zwischen Washington und Peking möglicher-weise doch bald zu Handelsgesprächen kommen könnte, im Zuge derer die hohen Straf und Vergeltungszölle, die beide Seiten in den vergangenen Wochen angekündigt und eingeführt hatten, wieder sinken. Die Konjunktur sowie die Ölnach-frage würden davon profitieren und so zogen die Kontrakte an den Ölbörsen heute Morgen erst einmal an.
Davon abgesehen gibt auch die Drohung des US Präsidenten, dass Washington Sekundärsanktionen gegen den iranischen Ölsektor einführen könnte, den Ölfutures Auftrieb. Die zunächst für den 3. Mai anberaumte dritte Runde (indirekter) Ge-spräche zwischen den Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm wurden erst einmal vertagt, wobei ein Ersatztermin noch nicht feststeht. Auch konkrete Details zur möglichen Umsetzung solcher Sekundärsanktionen gibt es bislang noch nicht. Einigen Experten zufolge müsste Washington Sekundärsanktionen auf Institutionen wie beispiels-weise chinesische Banken einführen, um die iranischen Ölexporte maßgeblich zu beeinträchtigen, da derlei Institutionen den Handel mit dem Öl aus der Islamischen Republik ermöglichen und vereinfachen.
Was die Angebotsseite anbelangt, steht außerdem die für Montag anberaumte Videokonferenz der OPEC+-Länder, die ihre Produktion seit Anfang 2024 freiwillig noch zusätzlich gedrosselt haben, im Fokus der Marktteilnehmer. Saudi-Arabien, das bislang den Löwenanteil der grundlegenden Produktionskürzungen sowie auch der freiwilligen Zusatzkürzun-gen gestemmt hatte, soll seinen Partnern zuletzt signalisiert haben, dass es die Preise künftig nicht (auf Kosten der eige-nen Marktanteile) länger durch die Drosselung seiner Fördermengen stützen wolle.

